Wohnmobil Reisebericht Norwegen floroe-kystmuseet-i-sogn-og-fjordane

    Die Bootshalle im Kystmuseet i Sogn og Fjordane in Florø

    200 Jahre alte Holzboote und Dornhaie 

    Das 2. Gebäude des Küstenmuseum ist der Schifffahrt gewidmet. Es geht um Tauwerk, Netze, Reusen und Fischfang – und wir machen Bekanntschaft mit lokalen Holzbootstypen aus der Region Sogn og Fjordane vergangener Zeiten.

    In der Bootshalle mit einer riesigen Deckenhöhe erwartet uns eine reiche Sammlung von "Sunnfjord- und Nordfjord-Booten", die die Geschichte vom Bootsbau bis zur Bootsnutzung bis ins frühe 20. Jahrhundert bezeugen. Umlenkrollen und Blöcke der Galeere Swanhild, die im Hafen liegt, Holzwerkzeug zum Verseilen von Leinen, die langen Leinen mit Haken der Dornhai- und Heringsfischer, geflochtene Reusen aus Holz, Netze, hölzerne Schöpfkellen ... es gibt viel zu entdecken!

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    Die lokalen Boote sind nach Ruderzahl von 4 bis 12 benannt. Das kleinste "Faering" war das übliche Ruderboot zur täglichen Verbindung zwischen den Inseln und für den Küstenfischfang.

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    Wenn die ganze Familie zur Kirche wollte, wenn das Vieh zwischen den Inseln transportiert werden musste und natürlich zum Fischen auf hoher See wurden größere Holzboote gebraucht. Das größte und wichtigste Boot im Kystmuseet ist die – wahrscheinlich 1750 gebaute -  "Bakkejecta", eines der ältesten erhaltenen Boote in Norwegen.

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    Ein "Jekt" ist ein Frachtschiff mit offenem Lastraum und einer kleinen "Hütte". In der Regel gehörten diese großen Boote mehren Bauernhöfen gemeinsam  und stellten ab etwa 1400 bis 1900 die Handelsverbindung zwischen der Küste, den Fjorden und der Stadt Bergen her. Im Frühling und Herbst segelten Bauern und Fischer mit der "Jekt" südwärts nach Bergen und beförderten die heimischen Produkte wie Butter, Wolle, Brennholz und Handarbeiten und aus den Küstensiedlungen getrockneten oder gesalzenen Fisch. Zurück von der Stadt brachten sie allerlei nützliches, was sie nicht selbst herstellen konnten - auch Getreide - und Dinge für den Haushalt, feines Tuch, Arzneien, Bücher, Geschirr und vieles mehr..


    Foto-Ausstellung "Alles dreht sich um Dornhai"

    Er war ein wichtiger Fisch für die heimischen Fischer – obwohl auf norwegischen Esstischen kaum zu finden – war er eine gute Einnahmequelle als Handels- und beliebter Exportschlager nach Großbritannien. Die Dornhaie wurden anfangs nur an der Westküste Norwegens gefangen, doch da die Fischsaison von den Heringen abhängig war, die sich nur im Frühjahr hier aufhielten, sann man über eine Verlängerung der Fangmöglichkeiten nach und hatte eine Idee.

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    Denn wenn der Frühlingshering die Küste Richtung offenem Meer verließ – wanderten auch die Dornhaie hinterher. Um die nahen Küstengewässer verlassen zu können, brauchte man aber größere Boote und im Jahr 1937 wurde das 24 m lange Motorschiff "Valder" gebaut – das Erste, was jemals auf Fischfang zu den Shetlands ausfuhr und damit eine neue Ära in Norwegen einläutete.

    Die Reisezeit von Norwegen zu den Shetlands dauerte etwa 23 Stunden. Als Mannschaft des Schiffes wurden 7 bis 8 Leute benötigt, die den zur Angelfahrt in Eis gekühlten Hering zerkleinerten und als Köder an den Haken der langen Leinen anbrachten, die Leinen ausbrachten und den hoffentlich guten Fang einholten. Schnell die Haken abnehmen, den Fisch in Eis lagern und schon begann die Prozedur von Neuem – Haken mit Hering bestücken...... Abhängig von ihrem Fangglück, verbrachte das Fischerboot 7 bis 10 Tage auf See.

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    In der Fischfabrik wurden die Dornhaie nach dem Anladen per Hand mit einem speziellen Messer und einer kleinen Zange enthäutet. Dazu wurden die Fische zum Tisch des Fischarbeiters gerollt - der pro Fisch bezahlt wurde- und einer nach dem anderen filetiert. Die Eingeweide landeten in einem Fass und wurde zu Fischmehl verarbeitet. Die Leber und der Magen wurde separat verarbeitet.

    Das Häuten war eine Saisonarbeit, sodass viele Filetarbeiter auch Bauern warewn. Die schnellsten Arbeiter schafften bis zu 270 Dornhaie pro Stunde zu enthäuten - der Durchschnitt lag bei etwa 150-200.

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    Zu Beginn der 1930er Jahre war Großbritannien der größte Markt für den Hai. 1000 Tonnen Filet wurden 1930 exportiert, 1933 sogar 1682. Während des 2. Weltkrieges kam die Fischerei zum Erliegen – aber nach dem Krieg schnellte die Nachfrage in Großbritannien bis 1963 in die Höhe – 5240 Tonnen des filetierten Dornhais wurden in vielen Fish & Chips-Läden unter dem Namen Rock Eel oder Rock Salmon vermarktet.

    Der Magen wurde ebenfalls enthäutet und das Filet wurde vorwiegend nach Deutschland exportiert, wo es geröstet und geräuchert als Schillerlocken verkauft wurde.