Kystmuseet i Sogn og Fjordane in Florø
Das Leben der Menschen und Fischer in Florø
Die Wetterkapriolen im norwegischen Sommer haben auf sich auf instabile Regen- und Sonnenperioden eingependelt – in einer trockenen Lücke spazieren wir zum wieder eröffneten "Kystmuseet i Sogn og Fjordane" von Florø.
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Das Museum besteht aus 2 riesigen Holzhäusern in einem eigenwilligen Stil. Im Haupthaus können wir Objekte und Fotos aus Dörfern und Inseln entlang der Küste erkunden und im Bootshaus den Geruch von Holzbooten aus längst vergangenen Zeiten schnuppern.
Die umfangreiche und gelungen gestaltete Ausstellung im Haupthaus verteilt sich auf mehrere Ebenen und enthält eine interessante Sammlung mit dem Thema Natur- und Kulturgeschichte an der Küste von Sogn og Fjordane. In einer kleinen deutschsprachigen Broschüre erfahren wir vom Alltagsleben der Handwerker und Fischer mit Erklärungen zu Exponaten :
Haus eines Fischers
Das tägliche Leben und die Berufe der Menschen an der norwegischen Küste wurden natürlich von dem bestimmt, was das Meer zu bieten hat – als erstes schauen wir im Untergeschoss in ein Haus von der Insel Skorpa. Es ist die typische Eirnichtung einer Familie um 1910, die vom Fischfang und Landwirtschaft lebte.
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In der Küche sind die ältesten Exponate aus dem 19. Jahrhundert mit Eisenpfannen, Schöpflöffeln und Küchenutensilien aus Holz und einem Kohleöfen zu sehen. Im Winter war die Küche oft der einzige beheizte Raum im Haus. Die Frau arbeitete in der Küche, saß am Spinnrad oder webte Tuch von der Wolle ihrer Schafe. Alle versammelten sich hier, auch die Männer, beschäftigt mit der Reparatur von Fischernetzen. Geschichten, Märchen und Lieder waren die Unterhaltung. Das Wohnzimmer war nur für besondere Anlässe – das ausgestellte Mobiliar der Familie stammt aus England, das von einem Händler in Bergen an den Fischer auf Skorpa verkaufte.
Das Obergeschoss des Kystenmuseet widmet sich dem Arbeitsleben der Handwerker, Fischer oder Händler – und ist mit vielen Exponaten und Erklärungen sehr ansprechend gestaltet.
Florø lebte vom Hering

Der große Heringsfang in den 1950er Jahren ließ Florø vibrieren. Das Leben in der Stadt war noch nie so hektisch wie in diesen Jahren. Im Hafen lagen die Boote dicht beieinander. Es gab Tag und Nacht Arbeit für die Menschen an Bord und an Land. Die Geschäfte waren rund um die Uhr geöffnet. Die Heringsfänge waren enorm – im Rekordjahr 1956 wurden mehr als 3 Millionen Hektoliter Hering angelandet – an einem Tag mit einem Tagesrekord von 340 000 Hektolitern. Mehr als 200 Boote lieferten ihren Heringsfang im Hafen an. Der größte Teil landete in den Heringsölfabriken, der Rest wurde eingefroren oder eingesalzen. Es waren guten Zeiten für die Ladenbesitzer der Stadt, denn die Bevölkerung wuchs während der Saison um mehrere Tausend. Bei Veranstaltungen mit beengten Platzverhältnissen wurde Kaffee und Kuchen teilweise durch Fenster serviert.
Böttcherei (Fassbinderei)
Die wirksamste Methoden, den Hering zu konservieren, war das Salzen. Salz und Hering wurden schichtweise in hölzerne Fässer gelegt und dort aufbewahrt. Da es hier an der Küste einen natürlichen Holzbestand gab, entwickelt sich die Böttcherei (Fassbinderei) zu einem Industriezweig.
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Zeichnungen, wie die Fässer hergestellt wurden, welche Arbeitsschritte und welches Werkzeug notwendig war, sind zahlreich und anschaulich ausgestellt.
Handel in Florø
“Handel” war schon immer eine Hauptbeschäftigung in Florø – vor allem der Handel mit Hering und anderen Fischarten. Ein Händler kaufte den Fang eines Fischers, ließ den Fisch konservieren, um ihn anschließend wiederzuverkaufen. Der Fischer musste im Gegenzug oft alle seine Lebensmittel bei eben jenem Händler erwerben, an der er auch seinen Fang verkaufte.
Wenn der Fischfang schlecht lief, waren die Fischer genötigt, ihre Lebensmittel auf Kredit zu kaufen und sich damit bei den Händlern zu verschulden. Von diesem System profitierten vor allem reiche Händler, während die Fischer hingegen oftmals ihre Schiffe und Häuser an sie verloren. Anfang des 20. Jahrhunderts bemühte sich die norwegische Regierung, die Handelsbedingungen zu ändern. Durch industrielles Wachstum, neue Gesetze und Richtlinien verbesserten sich nach und nach die Lebensbedingungen der einfachen Leute.
Ein Tante Emma Laden der 50er Jahre
Die Stadt war besonders während der Heringsaison Magnet für ein großes Gebiet, denn der Transport fand noch ausschließlich per Boot statt. In den Geschäften - meistens Tante Emma Läden – gab es Alles - Lebensmittel (ausgenommen Brot, Fisch- und Fleischwaren), Kleidung, Küchenutensilien etc. zu kaufen. Für die restlichen Waren sorgten Bäcker, Fleischer und Fischläden.
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Neugierig schauen wir uns einen Verkaufstresen mit Waren wie Schnittmustern, Schuhen, Kerzen, Seife und sonstigem Allerlei an. Auf der Theke liegt ein alter Versandkatalog "Utstyrs-magasinet" von 1941-1942 – darin finden wir wahrlich ein buntes Angebot für die damalige Zeit wie Haushalts- oder Spielwaren, Musikinstrumente, Unterwäsche, Bücher oder Schmuck.
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Gleich drauf entdecken wir das Handwerkszeug eines Schuhmachers: In Norwegen gibt es den Beruf des Schuhmachers – wie bestimmt überall in Europa - schon seit dem frühen Mittelalter. Die Schuhmacher seien recht wohlhabend gewesen, so lesen wir. In der Bevölkerungszählung von 1860 ist ein Schuhmacher in Floro aufgelistet, 1885 schon 5 und dazu vier Lehrlinge. Um 1900 wurde das ausgestellte Foto des Schuhmachers Johan Olsen aufgenommen.
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Alte Wintersportgeräte, die erste Radio Station mit Funkverbindung zu den Schiffen auf See, eine alte Druckerei, alte Fotografien der Stadt und vieles mehr gibt es zu entdecken - die Präsentation ist sehr interessant und liebevoll gestaltet.
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Das Wetter hat aufgeklart und wir wir kommen trockenen Fußes in das Bootshaus.