Furth im Wald - Pferde beim Holzrücke Wettbewerb
Kaltblutrassepferde zeigen ihr Können beim Holzrücke Wettbewerb
Bei unserer letzten Radtour hatten wir schon eine eingezäunte Wiese mit herumliegenden Baumstämmen gesehen und uns gefragt, was das wohl bedeutet.
Auf großen Plakaten rund um Furth im Wald wird für den Holzrücke Wettbewerb der Pferdezüchtervereinigung Furth im Wald / Hohenbogenwinkel geworben - das ist des Rätsel Lösung. Mit dem Radl fahren wir vom Drachensee zum Gelände des Pensionsstall Pongratz und sind gespannt, "was uns geboten wird".
So um 11 Uhr treffen wir ein - es ist schon viel los hier. Rund um den Wiesenplatz sind Bänke aufgestellt, es duftet nach Bratwurst und Kaffee - für das leibliche Wohl ist jedenfalls gesorgt. Im Hintergrund ertönt bayrische Volksmusik und auf dem Pferdeparcour versucht ein Fuhrmann mit seinem Pferd, möglichst wenig Fehlerpunkte bei der Bewältigung der Hindernisse und Aufgaben zu erzielen. Es geht nicht nur um Fehler sondern auch noch um Schnelligkeit.
Wir sind zwar keine Pferdebegeisterte - aber der Wettbewerb ist spannend und interessant - es geht um die Geschicklichkeit des Teams, das eigentlich im Wald arbeitet. Wundervolle Pferde der Kaltblutrasse - mal dunkelbraun, mal fast schwarz oder gescheckt - zeigen zusammen mit ihrem Fuhrmann ihre Geschicklichkeit. So der Sprecher: Es sind Pferde mit einem Körpergewicht ab 700 kg, die besonders ausdauernd und leistungsstark seien, einen guten und ruhigen Charakter hätten sowie gehorsam, geschickt, vielseitig und zuverlässig seien.
Jedes Pferd, das wir bestaunen können, hat offensichtlich einen anderen Charakter - es gibt welche, die ruhig stehen bleiben und abwarten, was ihnen befohlen wird und dann in langsamem Tempo ihrem manchmal nur geflüsterten oder geschnalzten Befehl "gehorchen". Andere - noch junge Pferde trampeln ungestüm auf der Stelle, schnauben und "stürmen" los, bevor ihnen ein Leinendruck Einhalt gebietet.
21 Durchläufe mit Einspännern - ein Durchlauf dauerte ca 15 bis 20 Minuten. Doch die Schnelligkeit war ja nicht das Hauptziel, Geschicklichkeit und Konzentration, Teamfähigkeit und Gehorsam zwischen Fuhrmann und Pferd sind gefordert und werden bewertet.
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Ein 7 m langer Baumstamm - bei einer Aufgabe sogar gleich 2 davon - mussten präzise durch "einen grünen Vorhang" von Tannengrün gezogen oder sogar rückwärts durch einen schmalen Durchgang bugsiert werden. Mit dem Stamm "am Haken" musste eine Brücke und eine Wippe überquert werden. Die folgende Aufgabe erforderte Präzision, da der Stamm über einen Schräge so langsam gezogen werden sollte , dass er direkt nach dem Fallen liegen blieb, ohne weiter zu rollen.
Für einen Slalomparcour erhielt der Fuhrmann in eine Hand ein Glas Bier, damit der das Pferd nur mit einer Hand um die Hindernisse leiten konnte - nach dem Leeren des Glases am Ende der Slalompartie musste er den Krug wieder abstellen (manchmal lief das Pferd so schnell am Abstellplatz des Glases vorbei, dass es dann wieder rückwärts dirigiert werden musste).
Interessant war auch die "Sonne" - da musste der Stamm um einen mittigen Pfahl im Kreis gedreht werden
Alle Hindernisse waren mit hölzernen Begrenzungen versehen, auf denen ein gelber Ball lag, der nicht umgeworfen werden und auch der Ball selbst nicht wegrollen durfte. Erstaunlich, wie graziös und vorsichtig die mächtigen Tiere über liegende Baumstämme klettern oder mit zentimetergenauer Präzision Stämme rangieren können und auf die kleinsten Zurufe oder leichtes Zupfen am Zügel reagieren.
Ein Sprecher erklärt uns während des Wettbewerbes vieles über den Ablauf des Parcours und auch über die Pferde, deren Arbeit und Bedeutung bei der Forstwirtschaft. Vorwiegend sei es Kaltblutrassen, die stark und kräftig genug seien, diese anstrengende Arbeit im Wald zu leisten. So ab den 1960er Jahren seien im Zuge der Modernisierung der Forstwirtschaft landwirtschaftliche Maschinen, Schlepper und Rückezüge den Rückepferden vorgezogen worden, da sie schneller und effizienter die Holzernte schaffen würden. Doch die Waldbesitzer mussten bald erkennen, dass schneller nicht unbedingt besser ist, denn es entstanden dabei oft starke Bodenschäden, die den Waldboden für die weitere Nutzung und Aufforstung zerstören. Das haben wir selbst schon des öfteren beobachtet und uns gewundert, wie der zerschundene Waldboden mit seinen riesigen Zerstörungen nach der Holzernte wieder "zum Leben erweckt werden kann", denn die oft karge Humusschicht gleich einer "Schutthalde oder Bombenkratern" aus Steinen, Wurzeln und Erdboden.
Viele Waldbesitzer - so wird uns erklärt - möchten daher zu ihren Wurzeln zurück und so werde bei einer naturnahen Forstwirtschaft der Einsatz von Rückepferden immer wichtiger. Es sei unglaublich, wie das Team aus Mensch und der Pferdestärke auf vier Beinen an steilen Hängen, auf schmalen Stegen und unwegsamen Gelände Baumstämme zwischen Bäumen und Altholz ziehen könne.
Insgesamt mussten 18 verschiedene Hindernisse bewältigt werden, die den echten Gegebenheit im Alltag beim Holzrücken im Wald nachempfunden waren.
Alles in allem eine spannende Sache für uns Zuschauer.