Höhlenwohnungen im Barrio de las Cuevas von Guadix
Tolles Panorama – Guadix vor den weißen Bergen der Sierra Nevada
In Granada fahren wir auf die Autobahn A92 und brausen ohne viel Verkehr nach Guadix, das auf einer Höhe von etwa 900 m über dem Meeresspiegel in einer intramontanen (zwischen Bergketten liegenden) Senke am Nordhang der Sierra Nevada liegt.
Guadix gilt als die Höhlenstadt Europas und ist dadurch natürlich auch ein Touristenziel! Grund sind mehr als 2000 bewohnte unterirdischen Wohnstätten (mit ca. 4000 Einwohnern), die den Annehmlichkeiten eines modernen Hauses ähneln – ja sogar einen natürlichen Vorteil besitzen sollen: konstante Temperatur zwischen 18 und 20 °C.
Eigentlich können wir vom Wohnmobilstellplatz auf die über 3000 m hohe Bergkette der Sierra Nevada schauen – das gelingt uns tatsächlich am 3. Tag – ein paar Stunden schweben die Wolken oberhalb der schneebedeckten Berge, die Guadix mit den zerklüfteten Lehmbergen und den weißen Gipfeln im Hintergrund ein Postkartenmotiv beschert.

Da Guadix über einen großzügigen Wohnmobilstellplatz verfügt, nutzen wir ihn und schauen uns die Höhlenstadt an. Das ist nicht so einfach, denn das Wetter ist zwischendurch schaurig – aber heute morgen blitzen ein paar blaue Lücken durch die dicken schwarzen Wolken, die die Sierra Nevada verstecken.
Höhlenviertel Barrio des las Cuevas
Ganz anders als in Matera, wo die Höhlenwohnungen an steilen Kalkstein-Felshängen des zerklüfteten Flusstales der Gravina liegen, wurden die Höhlen in Guadix von Menschenhand in die Lehmhügel gegraben.
Vom Mirador del Padre Poveda bestaunen wir die bizarre Höhlenlandschaft mit einem grandiosen Blick: Schneeweiße Fassaden, pilzförmige weiße Schornsteine, Satellitenschüsseln oder Fernsehantennen und sandfarbene Dachpfannen innerhalb von gelb-braunen Hügeln - manchmal mit grünem Gras bewachsen, die aussehen, als seien wir in Neuseeland im Land der Hobbits.
Das Höhlenviertel erstreckt sich in einem Bogen von Ost nach West um die Stadt und liegt heute in beschaulicher Ruhe, was sicherlich dem instabilen Wetter zu verdanken ist - nur ein paar (spanische) Besucher stehen mit uns auf der Aussichtplattform.
Die Höhlenbauer – sog. Picaores – wendeten immer die gleiche Technik an: Der erste Höhlenabschnitt - das Portal – diente als zentraler Raum, von dem aus weitere Räume gegraben wurden. Diese Höhlenräume sind mit „Einbauschränken“ ausgestattet – ohne Türen und nur durch Vorhänge geschlossen, um eine bessere Belüftung zu gewährleisten.
Die Belüftung erfolgt durch senkrechte Löcher durch den Hügel – an dessen oberen Ende jeweils ein Schornstein aus Mörtel angebracht und weiß getüncht ist. Daher die vielen weißen Schornsteine auf den Hügeln, die der Landschaft einen besonderen Eindruck verleihen.
Die Fassade eines solchen Höhlenhauses ist der Geometrie des Geländes angepasst und ist daher meistens gebogen. Wir machen uns Gedanken über LICHT – wie leben die Menschen in den Räumen ohne Sonnenlicht(?)- welches ja nur durch Fenster in der Hauptfassade allen und nicht in die dahinter liegenden Räume erhellen kann.
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Vom Mirador aus schlendern wir durch die verwinkelten Gassen der Lehmhügel – bis schwarze Wolken auftauchen und Regentropfen fallen. 9 Grad über Tag und ein scharfer Wind weht – wo bleibt der Frühling?