Wanderung über 1400 Sherpastufen - Bløkallen Midsundtrappene
Spektakulärer Blick auf Berge, den Fjord und die Schären vom Gipfel des Bløkallen
Von den 5 Sherpatreppen oder Midsundtrappenen wählen wir heute die Wanderung auf der Insel Midøya mit 1400 Treppenstufen. Der Aufstieg zum Bløkallen gilt als die schönste Wandertour mit seinem sanften Anstieg und führe an 2 Angelseen vorbei.
Wir sind gespannt auf die Landschaft und das Wanderabenteuer beginnt am Vormittag, denn die Wanderroute wird lang werden! Mit "nur" 524 Metern über dem Meeresspiegel belohnt Sie der Gipfel des Bløkallen mit einem herrlichen Panorama des Meeres, der Inseln, Fjorde und Berge." Das ist die Wanderbeschreibung von morotur – der Webseite der norwegischen Provinz Møre og Romsdal
Begonnen wird die Wanderung praktisch auf Meereshöhe. Es beginnt mit einem kleinen Schotterweg und schon schimmern Steinstufen durch das Zwielicht des Birkenwaldes, auf denen wir gemütlich unseren Wandertag beginnen. Auf 160 m über dem Meeresspiegel teilt sich der Weg an einer großen Kiefer – wir wählen den linken Abzweig mit dem Felsplattenweg, denn wir wollen ja heute "hoch hinauf".
Moorige Stellen überbrücken große Felsplatten – wir schreiten durch eine dichte Vegetation. Wacholderbüsche mit schwarzen Perlen, blaue Heidel - und rote Preisselbeeren verweben sich mit den pinkfarbenen Heidekräutern zu einem bunten Teppich.
Die Sherpastufen schwingen sich im Bogen durch die grüne Landschaft und mit einer schwungvollen Drehung steigen die kolossalen Steinstufen eine Bergflanke hinauf.
Irgendwann haben wir freie Sicht auf das Örtchen Midsund auf der gegenüberliegenden Insel Otrøya und auf die schwungvolle Straßenbrücke. Im Hintergrund steigt der Gipfel des Rørsethornet auf mit der längsten Sherpatreppe Norwegens, unserem ersten Treppenweg auf den Midsund-Inseln.
Wieder teilt sich der Weg zum Gipfel des Bløkallen – wir haben die Wahl: Option 1 – 700 m - besteht darin, den linken und nördlichsten Grat zu wählen, der auch als "Knie" bezeichnet wird – eine steile Route – manche mögen es zu "luftig" finden – aber an den steilsten Abschnitten seien Seile gspannt. Option 2 – 2 km - die längste, aber einfachste Strecke der Aufstieg über den Südhang, vorbei am idyllisch gelegenen Bløvatnet.
Was tun? Der steile Anstieg trägt auf dem Wanderschild die Farbe schwarz "schwierig" und der weite Weg die Farbe grün "einfach". Wir entscheiden uns für einen lange Runde – nämlich mit der Option 1 - steiler hinauf - und Abstieg über Option 2 - einfacher hinunter.
Nach einer kleinen Rast geht es wieder schwungvoll steil hinauf über die sensationellen Stufen - es wird noch ein langer Weg – nur nicht zu schnell gehen – mit langsamem und konstantem Tempo schrauben wir uns in die Höhe. Alle Treppenstufen aus grob behauenen Steinen haben unterschiedliche Stufenhöhen – keine ist so wie die andere – also Augen auf die Treppe, denn seitlich ist stellenweise ein steiler grasiger Abhang. Wir haben die letzte Stufe auf einem moorigen Plateau erreicht – nun wird es spannend – irgendwo zwischen den aufsteigenden Felsen muss es einen Kletterpfad geben. Etwas mulmig ist uns schon, denn der Gips an meinem Arm ist erst eine Woche entfernt – belasten, sich dran hochziehen..... alles verboten.
Schauen wir erst einmal, welche Steighilfen montiert sind. Stahlstufen sind in die steil aufragende Felsspalte montiert, linkerhand eine Kette als zusätzliche Sicherung – oh wie schade, warum ist sie nicht auf der rechten Seite? Günther ahnt schon, dass ich hinaufklettern möchte – na gut, versuch mal ein paar Stufen, aber übertreib es nicht!!!! Wie der Aufstieg oberhalb der Steighilfe aussieht, ahnen wir noch nicht.
Ich "darf" als erste meinen Fuß auf die Leiterstufen setzen – und krabble wie ein Äffchen hinauf, ziehe mich mit der rechten Hand an den Stufen hinauf. Ohje, da muss man ja noch über die Kette steigen, weil die Felsspalte nach links führt, um auf den Grat zu kommen. Günther hat es ja ein leichtes, mit Stufen und Ketten-Geländer die Höhe zu erklimmen.
Und dann kommt die eigentliche Herausforderung – die nächste Felsspalte ist schmal und steil, nicht durch Aufstiegshilfen erleichtert. In der engen sandigen Spalte gibt es nur einige Felsvorsprünge in großem Abstand für die Füße - oh je! Mit Günthers "Schiebehilfe" schaffe ich auch das und bin oben!!!
Wir haben uns unsere Mittagsrast verdient, suchen uns ein schönes Plätzchen auf einer Felsplatte, genießen unser Thunfischbrot, das Zwischenziel und die grandiose Aussicht.
Der weitere Aufstieg ist ein "normaler" Bergpfad, auf dem wir dann schnell unser Ziel auf 524 m erreichen. Was für eine phantastische atemberaubende Fernsicht!
In Norwegen liegt die Baumgrenze schon bei etwa 400 Metern über dem Meer und so fühlen sich die Gipfel optisch schon voralpin an. Sähen wir nicht immer wieder das Meer zu unseren Füßen, fühlte wir uns extrem höher in der von bizarren Felsen durchsetzten Landschaft, die sich vor uns ausbreitet.
Der Abstieg auf dem Südhang ist ein Mix aus kleinen Serpentinenschlenkern, federndem, torfartigem Boden durch Heidekräuter und Felsabschnitten, mal über ein paar Steinbrocken hüpfen und schon ist der blau schimmernde Bløvatnet erreicht – traumhaft ist das Panorama über den See, der sich am Horizont scheinbar mit dem Meer vereint. Entlang des Gewässers geht es auf abenteuerlichem Weg, mal durch Morast, mal über dicke Felsbrocken oder einen Plattenweg. Nach gefühlten tausend Schritten kommen wir zur Kreuzung mit den schwarz-grünen Wegweisern – wir haben die Runde geschafft.
Jetzt sind "nur noch" 1000 Sherpastufen hinabzutrappeln – das kostet nicht soviel Kraft, wie sie hinauf zu stapfen.Sie tragen den Namen Sherpa-Steps und damit ist auch gleich gesagt, wer sie gebaut hat. Tatsächlich waren es Angehörige dieses Bergvolks aus dem Himalaya, das seit Jahrhunderten die handwerkliche Kunst der Steinbearbeitung beherrschen und die Hunderte massiver Steinblöcke zu einer imposanten Treppe ordneten. Wir können es immer noch nicht fassen, dass diese Steinplatten nicht alle mit dem Hubschrauber nach oben geschafft und platziert wurden sondern von den Sherpas oft mithilfe von speziellen Gurten getragen wurden.
Wandertrack: 5.3 km, Min Höhe 19 m, Max. Höhe 524 m