Reise von Sizilien an die Cote d'Azur

    Der Coronavirus wirft alle Reisepläne über den Haufen

    Wir verlassen Sizilien mit dem Wohnmobil wegen des Coronavirus

    Die Nachrichten überschlagen sich. Italien verhängt ab 10.3.2020 die erste Reisesperre Europas. Sollen wir das Land verlassen?

    Wir beobachten - wie alle anderen Wohnmobilreisenden – die Gesamtlage und speziell auch im schönen Italien und hier auf Sizilien. Welche Entscheidung für die nahe Zukunft unseres mobilen Lebens sollen wir treffen? Die Entwicklung auf Sizilien aussitzen – bisher sind nur einige Erkrankungsfälle gemeldet – oder nach Deutschland? Anfang März zieht es uns wahrlich nicht ins kalte Heimatland.

    Die schnellsten Möglichkeiten das Land bzw Sizilienzu verlassen  sind Fähren nach Messina, Civitavecchia, Salerno oder Genua. Von Messina oder Civitavecchia auf die Autobahn gen Norden... von Salerno mit der Fähre weiter nach Spanien – oh schön warm – oder nach Genua und auf Rädern nach Frankreich, in die Schweiz oder Österreich. Wir entscheiden uns für die Cote d'Azur mit nur 160 km Autobahn ab Genua. Schließlich kann es ja jeden Moment passieren, das Frankreich die Grenze zu Italien schließt und dann müssen wir in die nordeuropäische Klimazone. 

    Noch in der Nacht wird die Fähre gebucht und am Dienstagmorgen drehen wir noch eine Runde zum Supermarkt – und sehen die endlose Schlange der Wartenden. Eigentlich brauchen nichts unbedingt, Brot können wir schließlich selber backen. Aber lecker Käse und Koteletts vom schwarzen sizilianischem Schwein, sizilianischer Wein und..... allerlei italienische und sizilianische Leckereien wären nicht übel. Na gut – nicht so wichtig. Einen fahrenden Gemüsehändler beglücken wir mit einem Großeinkauf an Kartoffeln, Fenchel, Auberginen, Tomaten, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Orangen, Avocados und Äpfeln.

    Und schon sausen wir über die Autobahn – immer ein Auge auf die Schlaglöcher! Vorbei an grünen Feldern und blühenden Wiesen und über endlose Autobahnbrücken mit unebenen Brückenlagen. die ständig Schläge unser Fahrgestell attackieren.

    So 250 km sind es nach Palermo von Giardini Naxos. So ein Pech, erst vor 3 Tagen sind wir hier angekommen wegen eines Deutschlandflugs und nun fahren wir einen großen Teil der Strecke wieder zurück – für einen guten Zweck!

    Vor Palermo pausieren wir an einer Raststätte bevor wir uns den Weg durch die Hafenstadt zum Fährhafen suchen. Um 18 Uhr stehen wir am Tor und werden auf 19 Uhr vertröstet – erst dann dürfen wir in den Hafenbereich. Und hier ist die Hölle los – wie im italienischen Straßenverkehr Süditaliens und Siziliens üblich – alles wuselt durcheinander, von rechts nach links, um einen Kreis herum, alles drängelt und windet sich durch den engen Fahrbereich. Wir mit unserem Wohnmobil sind ja winzig gegenüber den hunderten von langen LKWs und Container-Trucks, die sich hier ihren Weg von oder zu den 4 am Kai liegenden Fähren erkämpfen.

    la superba gnvAber als erstes müssen wir von GNV für unsere Buchung am Check in Schalter Tickets erhalten. So reiht Anke sich in eine kleine Schlange von meist mit Mundschutz bedeckten LKW Fahrern ein. Am Schalter erhält sie neben unseren Tickets ein ausgefülltes Formular, das uns die Weiterfahrt bzw. die Fahrt durch Italien erlauben soll. Die Ausgangssperre bezieht sich nämlich auch auf Reisen innerhalb des Landes, die nur wegen eines besonderen Grundes von der Polizei gestattet werden.

    Bis 21 Uhr reihen wir uns in die Schlange der wartenden Wohnmobile ein, die auch diesen Fluchtweg aus Sizilien gewählt haben. Oh ja, wir sind nicht die Einzigen Wohnmobilisten auf dieser Fähre!

    corona gesundheitskontrolleDas chaotische Gewusel bei der Einfahrt zur Fähre nimmt kein Ende. Kreuz und quer wird die Fahrtrichtung dirigiert und die Tickets 3 mal von verschiedenen Mitarbeitern kontrolliert und gegen gecheckt. Und die polizeiliche Erlaubnis in 2facher Ausfertigung, die noch in Gegenwart eines Polizisten unterschrieben werden muss, bevor wir den Genehmigungsstempel erhalten. Zeig noch mal – ok – ist es 2-fach? - ja – für beide? - ja – bestimmt? - zeig nochmal …..... Wir amüsieren uns langsam köstlich. Dann kommt der erforderliche Stempel und weiter geht es – 30 m weiter - nochmal die Tickets kontrollieren bitte und die Genehmigung. Nach weiteren 30 m sehen wir bunte leuchtfarbene Männchen herum flitzen - Gesundheitskontrolle. Mit einem Infrarotthermometer wird die Körpertemperatur gemessen – 36.5 ok – es ist geschafft, die 3 spurige Ladeklappe liegt nur vor uns und unserem Weg in den dicken Bauch der La Superba steht nichts mehr im Weg.

    Das Fährschiff La Superba hat gigantische Ausmaße – 212 m lang, 30 m breit mit einem Tiefgang von 7.30 m. Ca. 700 PKW und 3000 Passagiere kann das 2002 in Dienst gestellte und in Italien gebaute Fährschiff aufnehmen.

    frachtraum la superba trampmobil auf der faehre

    Die Fahrzeit von Palermo nach Genua wird gut 20 Stunden dauern. In einer Außenkabine haben wir eine gemütliche Überfahrt mit Blick auf das Meer. Wir erinnern unsere an das thyrrenische Meer, welches wir vor 15 Jahren mit TRAMP überquerten. Von Sardinien nach Fiumicino /Rom für einen Winterliegeplatz und dann nach Korsika im Frühling …. lang lang ist's her. Bei unserer ersten Fahrt erlebten wir Sturm und riesigen Wellengang – und heute mit dem Dickschiff weht nur ein laues Lüftchen mit ruhigem Meer bei  strahlendem Himmel.

    Wir können die schneebedeckten Berge Korsikas ausmachen und schippern nahe an Elbas Küste vorbei – und schon sind wir (für uns ist das wirklich die schnellste Seereise unseres Lebens) in Genua. 

    Die Straßen und Autobahnen Italiens sind gespenstisch leer – kein brausender Verkehr. Die Strecke zur französischen Grenze ist schnell bewältigt – nur begleitet von LKW aus Ost- un Südeuropa und vereinzelten PKW's. Keine Grenzkontrollen – freies Europa wir danken dir. Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz in Monaco bevor es am nächsten morgen zu einem Stellplatz direkt bei Nizza geht.

     

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    italien formular 1


    la superba bei nacht

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