Blick auf die Sassi in Matera

    Matera in Kalabrien ist weltberühmt für die Sassi

    Das sind die Sassi in Matera - wir besuchen die Stadt mit dem Wohnmobil

    Vom Jazzo Gattini Informationszentrum spazieren wir über das graue Karstplateau zur Panoramaplattform Belvedere gegenüber von Matera. – der Blick zur Stadt ist überwältigend. Zwischen uns und Matera liegt die tiefe Schlucht Gravina, die die Landschaft zerreißt.

    Nur etwa 40 Kilometer von der Küste entfernt in der Region Kalabrien in der Basilicata und ist berühmt durch Italiens wohl außergewöhnlichstes Monument als Weltkulturerbe. Berühmt geworden durch die „Sassi“ nämlich, jene Löcher in den Felsen, diesen mysteriösen Grotten, die schon vor Jahrhunderten in den weichen Tuffstein gehauen und bis in die 1950er Jahre nahezu ununterbrochen bewohnt wurden. 

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    Die schroffe Felswand gegenüber ist durchlöchert mit einer Vielzahl von finsteren Höhlen, die dicht an dicht in mehreren Etagen neben- und übereinander liegen. Darüber thront ein Meer aus Häusern, Klöstern und Kirchen, das im Sonnenlicht leuchtet. 

    Die Grotten wurden in dem relativ weichen Tuffstein geschlagen. Zu Anfang waren es nur die natürlichen Höhlen, die die Menschen als Behausung nutzten. Aber da sich der Tuffstein ziemlich gut bearbeiten ließ, man grub weitere Gänge und Höhlen als Wohnung in den Berg, die ständig dann durch Anbauten außen erweitert wurden. Durch Gänge, Treppen und Balkone wurden die Höhlen miteinander verbunden und dadurch entstand ein Gewirr von Zugängen. Aus dem Berg wurden Quader herausgeschnitten die wiederum als Baumaterial benutzt wurden. Je tiefer die Höhlen gehauen wurden, desto mehr Quader wurden als Fassade vor der Grotte aufgebaut.

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    Und so stellen wir es uns vor, als wir in vergitterte und verlassene Behausungen schauen: Dunkel ist es, kalt, muffig, feucht, man lebt zusammen mit Esel, Ziegen, Schweinen und Hühner in verschachtelten Grotten. Es gab keine Fenster nur Luftlöcher, man schlief und kochte in diesen Verliesen. Toilette gab es nicht nur Eimer. Wasser aus Zisternen aber keine Abwasserversorgung. Manche Höhlen liegen so tief in dem Gestein, dass es keine Türe gibt, sondern von oberen Kammern Treppchen hinunter in die schwarzen Löcher aus Erde führen.

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    Die Zustände in diesen Behausungen sind so übel, dass die Stadt als „nationale Schande“ gilt. Noch bis Anfang der 1950er-Jahre vegetieren hier 15000 Menschen unter erbärmlichsten Bedingungen. Die Kindersterblichkeit war viermal so hoch wie anderswo in Europa und Krankheiten wie Malaria und Typhus hielten sich hier überaus hartnäckig. Erst 1954 wird dem ein Ende gesetzt. Die Sassi werden zwangsgeräumt.


    parco murgia