Wohmobil Museum Tipp Lodenmuseum Pustertal

    Ein tolles Erlebnis im Pustertal: Loden Museum in Vint

    Museumstipp Südtirol: Erlebnis Lodenwelt im Pustertal

    Im Herbst und Winter tragen wir Hüte – Lodenhüte. Gedanken über „Loden“ haben wir uns eigentlich nie gemacht – wir lieben sie, denn sie halten warm und sind wasserdicht.

    Auf dem Weg durch das Pustertal fuhren wir an einer „Lodenwelt“ vorbei – wird hier Loden hergestellt?  Neugierig besuchten wir nicht die Fabrikation oder den Shop von Lodenwelt sondern das Lodenmuseum.

    Der Eingang in das Lodenmuseum ist raffiniert gestaltet – durch einen geschotterten Gang kommen wir „ins Land der Bergschafe“ und treffen dort auf eine Herde. Durch die mit dickem Schaf-Fell ausstaffierten hölzernen Tiere, die bei Berührung ihren Unmut durch aufgeregtes Blöken lustig kundtun, gelangen wir an die ersten Ausstellungsstücke.

    Vom Schaf-Fell zum Lodentuch

    schaf in der wanneDer lange und arbeitsreiche Werdegang in früheren Zeiten vom Schaf-Fell zur Wolle, zum Webstuhl bis zum Lodenstoff wird Schritt für Schritt anschaulich mit Original-Geräten dargestellt und erklärt: Das Scheren wurde früher von Hand mit einer Schere durchgeführt – aber nicht, bevor das Schaf in einem Holzfass gewaschen war. Heute werden die Felle nach der Schur gewaschen und auch mit elektrischen „Rasierern“ - das geht in Windeseile siehe hier.

    Mit Kardatschen - Draht besetzten Bürsten – wurden die Felle gekämmt, bis es vliesartig und dünn ausgekämmt war. Alles per Hand - wurden sie später durch hölzerne Maschinen ersetzt.

    kardatschen-maschine-lodenmuseum lodenwelt

    Aus dem Vlies wird dann die Wolle gesponnen – erst mit einer Spindel und dann auch mit dem Spinnrad. 130 Stunden dauerte es damals, um mit einem Spinnrad die Wolle eines Tiroler Bergschafes (1.5 kg) zu spinnen.

    Das Spinnrad galt als wichtigster Besitz einer Frau. Brachte sie bei der Hochzeit ihre Aussteuer ins Haus des Bräutigams, so lag es als Kröhnung obenauf. Am Spinnrad zu sitzen war nicht nur Arbeit, sondern es vertrieb an langen Winterabenden auch die Zeit.

    Ein Weber brauchte 9 Stunden, um ein 5 m langes Tuch aus der Wolle eines Bergschafes zu weben.

    alter webstuhl

    Lange Zeit war es nur möglich, die Wolle weisser und brauner Schafe für ein Wollmuster zu verwenden. Dann entstand die Idee, das Tuch zu färben:

    Wir färbte man früher Lodenstoff?

    Ein altes Rezept verrät uns hierzu das Lodenmuseum:
    15 Liter Kinderurin musste gesammelt werden und dann 4 Tage zugedeckt beiseite gestellt. Darin wurden 100 gr Meersalz gelöst und 5 Stunden bei einer bestimmten Temperatur erhitzt. 40 gr. Indigo und noch eine Zutat wurden darin gelöst und 3 Tage lang morgens und abends erwärmt. 1 Kg Wolle wurde darin 2 Stunden eingeweicht – sie färbte sich dadurch grüngelb - wieder mit Urin spülen und mit Seife auswaschen – und zum Trocknen aufhängen. Voila: die Wolle trocknet und ist blau. Ob die Huong Frauen in Vietnam diesen Vorgang noch heute so durchführen?

    Doch wie wird das Tuch nun ein Lodentuch?

    Das Tuch müsse leiden, so lesen wir auf einer Schautafel. Er wird gestampft, gequetscht und mit Lauge behandelt.

    Das Turch wird in Seifenlauge (früher auch mit Urin und Gerbsäuren) eingeweicht. Durch kraftvollen Stampfen. Schlagen und Quetschen – bis zu eine Stunde - schieben sich die Wollhaare ineinander, verhaken sich und es entsteht ein sehr widerstandsfähiger Filz. Früher erst in einem Holzfass und einem hölzernen Stampfer per Hand, bis die händische Arbeitskraft durch Wasserräder angetriebene raffinierte Maschinen abgelöst wurde. Die Maschinen ähneln den Pochwerken bei der Erzgewinnung, die in Prettau zu sehen ist. Nach diesem Arbeitsvorgang muss der Filz gepresst und die überstehenden Haare geschnitten oder mit zackigen Karden solange gekratzt werden, bis eine pelzartige Oberfläche entsteht. So geben dann harte Disteln und Messer dem Loden den Glanz.

    Lodenmode im Wandel der Zeit

    Der Lodenstoff ist ein uraltes, vielseitiges und noch dazu vollkommen natürliches Material. Seit Jahrhunderten wurde er für die bäuerlichen Kleidung verwendet. Erst als Arbeits- und Alltagskleidung, ab 1750 in der Trachtenkult, verfeinert und verschönert. So um 1840 kann der Stoff fein wolliger hergestellt werden, so dass auch der Kaiser und der Adel gefallen daran finden. Ende des 19. Jahrhunderts führen der Tourismus und die Wanderlust zu einem neuen Verwendungszweck – die Wanderbekleidung. Und noch 1930 wurde die Skibekleidung mit Loden genäht. Wetterfest und wasserdicht ist er einfach ideal. Bis Kunstoffe auf die Welt kamen......

    Die heutige maschinelle Verarbeitung der Schafwolle bei der „Lodenwelt“ lernen wir durch eine moderne Webmaschine und Filme kennen.

    Ein interessantes Museum in Vintl mit einer Menge an Informationen, die originell übermittelt werden – ein echtes Erlebnis.

    eingang lodenwelt

    eingang in das lodenmuseum

    schafherde

    kardatschen maschine lodenmuseum 1

    altes spinnrad