Reisebericht Neuseeland Nordinsel - Ballonsfestival und Schafsrennen

    Ballons über Waikato und Schafe in Te Kuiti

    Ballonfestival in Hamilton - Schafsrennen in Te Kuiti 

    Dreispurig verlässt der State Highway 1  Auckland, der während der nächsten 130 km nur ein Ziel kennt: Hamilton. Stopps lohnen sich kaum, auch wenn die Strecke auf den letzten 50 km am Waikato River, Neuseelands größtem Fluss, entlangführt.

    Erst in Hamilton verschwindet er hinter einem Häusermeer. Der fruchtbare Boden der Waikato-Region, das feuchte milde Klima und der Fleiß der Rinder- und Milchfarmer haben Hamilton Wohlstand gebracht. Moderne Geschäftszentren, großzügige Bankgebäude an den Hauptstraßen der Stadt zeugen davon. Für Touristen ist die pulsierende Universitätsstadt mit etwa 200 000 Einwohnern eher Durchgangsstation.

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    Aber für uns ist es ein lohnendes Ziel: Ballons über Waikato – so heißt die Veranstaltung, die sich über 5 Tage erstreckt und mit einem „Nightglow – Nachtglühen“ seinen Abschluß finden wird. Es zeigen sich hohe schwarze Wolken, die unstabile Höhenwinde verursachen, so daß der Nachmittags-Flug der 15 Ballone abgesagt wird. Wie schade für uns!

    Die Nacht verbringen wir beim Glenview-Club. Dieser Club stellt seinen Wiesenparkplatz Wohnmobilfahrern als „Campsite“ gegen einen Spende zur Verfügung. So fahren wir also am nächsten Morgen weiter gen Südwesten. Die Fahrt geht zunächst durch fruchtbare Felder des Farmlandes und folgen dann dem Wegweiser zu den Waito-Höhlen. Bekannt geworden sind diese hauptsächlich durch die Glühwürmchengrotte. Doch die Eintrittsgebühren von 40 Euro pro Person sind uns doch zu hoch. Statt dessen besuchen wir das Ruakuri Tal mit seinem Schluchtenwanderweg, das liegt nur ein paar Fahrminuten weiter.

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    Wir könnten auch in der Oberpfalz sein – so ähnlich ist die Landschaft. Nur schroffe Felsenblöcke unterbrechen die sanfte Hügellandschaft – der Limestone, der für die Höhlenbildung sorgt, zeigen sich auch oberirdisch. 

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     Der Wanderparkplatz ist gut besucht – und das hat auch seinen Grund. Der kleine Rundwanderweg von einer Stunde führt durch spektakuläre Felsformationen, Felsengrotten, Höhlen, durch „Höllentobel“ auf Holzstegen und Balustraden. 

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     Ein Podest führt in eine schwarze Höhle – wir haben gar keine Taschenlampen dabei – also zücken wir unseren Photoapparat und „Blitzen“ ein Bild in das dunkle Loch und sehen einen Holzbalkon, der in die Höhle über einem tosenden Fluß führt. Stalaktiten und Stalagmiten rundherum und es ist ein feucht-dumpfes Klima. Verwinkelte Holztreppen führen uns weiter auf die Rückseite dieser Höhle, in die man durch ein Fenster hineinsehen kann. 

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    Te Kuiti sei die Welthauptstadt der Schafschur – diesen Hinweis fanden wir im Reiseführer. So es ist auch kein Wunder, dass jährlich die New Zealand Shearing Championships (Schurwettbewerb) ausgetragen werden. Aber nicht nur geschoren wird während des Schurwettbewerbes, auch das „Te Kuiti Muster“ - Schafsrennen findet statt, also die ganze Veranstaltung dreht sich rund ums Schaf.

    30 Millionen Schafe – gäbe es hauptsächlich auf der Südinsel - erklärt uns dort ein Einheimischer – wie schade. Auf unserer bisherigen Fahrt hier auf der grünen Nordinsel sieht man immer wieder weiße Flecken – also Schafe – doch ins Auge springt die hohe Anzahl der Rinder, die oft dicht gedrängt zu hunderten auf den Wiesen grasen. Es leben ca 5,3 Millionen Milchkühe in Neuseeland, 90 Prozent der Milchprodukte werden exportiert, damit ist Neuseeland seit langem der weltweit größte Exporteur von Milchprodukten. Die Rindfleischproduktion Neuseelands ist ebenso weltweit führend und etwa 4 Millionen Fleischrinder leben aktuell auf den Inseln.

    Schafscherer-Meisterschaft und Schafsrennen – das sind magische Stichworte für uns. So machen wir uns auf den Weg und uns begrüßt eine 7 m große Schafscherer-Statue. Der Ort ist schon in Vorbereitungsarbeiten für den nächsten Tag. Doch wir suchen erst einmal unseren „Nachtplatz“ - wir haben 3 Auswahlmöglichkeiten hier - 1 Campingplatz, 1 Stellplatz auf dem Parkplatz des Waitomo-Clubs oder im Mangaorewa Reserve – die beiden letzten sind Tips des Kiwis in Hamilton. Der Stellplatz am Waitomo-Club ist ein Parkplatz mitten im Ort – 4 Camper stehen da schon – also auf zum Reserve, etwa 3 km ausserhalb des Ortes. Eine kleine Straße führt uns zu einem Rast- und Picknickplatz am Fluß – super – wir sind auch nicht allein dort, 1 Wohnmobil steht dort schon und über Nacht füllt sich der Platz auch mit Zelten.

    Über Nacht regnet es und morgens ist alles pitschenass. Hier im Tal am Flußufer ist es modrig feucht also fahren wir in den Ort und finden einen Rosenpavillion zum Frühstücken direkt neben der Veranstaltungshalle der Schafsscherer.

    sheep shearingUm die Wette wird geschoren – jeweils 5 Männer rasieren nach einem Klingelzeichen ruckzuck jeweils 5 Schafe und brauchen dafür etwa 2.5 Minuten – es geht rasend schnell, erst die Unterseite, wobei das Schaf mit dem Kopf nach oben zwischen den Beinen festgeklemmt wird, anschließend vom Hinterkopf aus jede Seite. Geduldig lassen die Schafe die Prozedur über sich ergehen – kein Mucks oder määääh ist zu hören. Eine solche Rund schauen wir uns an, befühlen die frisch geschorene Wolle und schnuppern einmal dran...

    te kuiti entertainmentIn der Stadt füllen sich die Straßen – fleissig werden Verkaufsstände aufgebaut, von einer Bühne hören wir die ersten musikalischen Einlagen und wir erhalten jeder einen schwarzen Stoffbeutel bedruck mit einem Schaf und dem Slogan „Wir haben das Te Kuiti Muster besucht“.

    Auf dem Programm für heute steht unter anderem ein Schauscheren – und das wird recht lustig.

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    Wir hören schon das Lachen der Zuschauer – die Stimme des Schafscherers kennen wir doch! Er versteht es wirklich, die Leute zu unterhalten. Erst einmal zieht er sich eine alte Hose an wegen der Flusen, denn schließlich wird das Schaf ja mit den Beinen festgehalten, dann hat er noch 2 Plüsch-Hausschuhe – sonst läuft er immer barfuß – aber das sind besondere Schuhe – nämlich mit Löchern in der Sohle – schaut mal - damit er auf dem extra rutschigen Holzboden – die Schafe müssen schnell gedreht werden können auf dem glatten Untergrund – nicht ausrutscht - hahaha. 

    Der Scherapparat sieht eigentlich aus wie ein großer Rasierapparat und wird elektrisch betrieben. Und schon holt er sein Schaf aus dem Anhänger und es wird ganz genau erklärt, wie man nun anzufangen hat – mit der Unterseite – ih immer ein bisschen braun – und dann die einzelnen Phasen.... 2 Zuschauer aus Hongkong können es auch ausprobieren. Er läßt sein Schaf mit den Beinen wackeln, zeigt uns, dass es im vorderen Bereich des Kiefers nur unten Zähne hat – wie Oma – legt es Schlafen, indem es ihm eine Handvoll bereits geschorener Wolle unter den Kopf und eine auf den Kopf legt, damit es nichts mehr sieht – und lässt es einfach dann so auf dem Podest liegen, ohne dass es wegläuft oder zappelt!! Wir amüsieren uns köstlich.

    schafsrennenBald ist es soweit – das eigentliche Schafsrennen beginnt. Wir suchen uns einen strategisch guten Platz in einem erhöhten Pavillion und haben gute Sicht auf die menschenumsäumte Straße. Sie ist an den Seiten nicht überall abgesperrt – die Leute halten lediglich eine schwarze ,etwa 1 m hohe Stoffbahn als Begrenzung zur Straße hoch, - mehr nicht. In dem vor uns liegende Bereich sind Metallgitter, die auch die Straße selbst als Sackgasse absperren .

    Und schon hören wir die Lautsprecherdurchsage – es beginnt, die ersten Tiere laufen los – und es dauert nur einen Moment, da sehen wir sie im Galopp heranstürmen, erst jeweils 2 Schafe nebeneinander, sich nun der Sackgasse nähernd, ein wenig zögernd, langsamer werdend. Von den nachfolgenden Schafen werden sie überholt und dann bildet sich daraus ein Kreis, der sich auffüllt und weiter im Kreis läuft. Die Tiere in der Mitte bleiben erst stehen, aber irgendwie rotiert das Knäuel ständig – aber nicht aufgeregt sondern einfach geduldig füllt sich soz. die Manege – ohne Gerempel oder Ge- määh – cker.

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    2 kleine Holzpodeste stehen in der Zugbahn, diese behalten einen ordentlichen Freiraum von den Tieren, ebenso stellen sich 2 Männer an die Straßenseiten und bewegen sich langsam von den Seiten zur Mitte und zu den Podesten – die Schafe lassen ihnen etwa 1 m Platz rundherum – und so stehen sie mitten in der Schafherde wie auf einer Insel – erstaunlich, dass sie nicht angerempelt werden.

    Die Podeste dienen dem Schafscheren – die Scheren werden aber nicht elektrisch betrieben sondern mit einer Handkurbel, die von einem 2. Mann gedreht wird – und das ganze natürlich wieder um die Wette – schließlich wollen wir ja unterhalten werden, nicht wahr?

    Anschließend werden die Gatter der Sackgasse geöffnet – und über eine installierte Brücke dürfen die Schafe dann weiterrennen – und als hätte man ihnen die Sporen gegeben stürmen sie los – die Hufe klappern und sie jagen und springen zwischendurch „wie Känguruhs“ - und schon ist das Spektakel vorüber.

    1000 Dollar kann man gewinnen beim Gewinnspiel „Wieviele Schafe sind in diesem Jahr beim Schafsrennen?“ Es sollen so um die 2000 sein – so war es jedenfalls 2011 – und nun? Auch wir nennen eine Zahl – 2111 – und zahlen 2 Dollar für das Spiel – aber haben kein Glück – es sind in diesem Jahr 1100 Tiere – also weit daneben geraten.

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     Unterdessen haben wir uns im Internet die Wetterkarten angesehen – schließlich müssen wir ja immer an unser Boot denken, das in Opua vor Anker liegt. Tja, da ist er nun doch auf dem Weg gen Neuseeland, der ehemalige Cyclon über Fiji – wie schade, könnte er nicht weiter östlich ziehen und uns in Ruhe lassen? Nein – in diesem Jahr ist es verflixt – das La Nina-Jahr bedeutet tropische Aktivität im Westen des Pazifiks – also ziehen die Unwetter dann gern auch Richtung Neuseeland – das haben wir ja vor 2 Wochen schon erlebt – das fetzt dann nicht schlecht.

    Und nun kommt so ein richtiges Ungeheuer zu uns – wie gemein. Also entschließen wir uns, noch heute wieder zurück nach Hamilton zu fahren – ade ihr schönen geplanten Wandertouren.

    Hamilton wartet an diesem Samstagabend mit einem Erlebnis auf uns – Nightglow der Ballons. Schon ab 16 Uhr ist großes Programm im weitläufigen Park der Universität – und bei unserem Eintreffen so gegen 17 Uhr sehen wir schon tausende Besucher. Wir machen es uns mit unseren Campingstühlen gemütlich und beobachten die multikulti Neuseeländer, die ein Potporri aus aller Welt darstellen.

    15 Ballonmannschaften haben sich im Kreis aufgestellt. Noch bei Tageslicht werden die riesigen Ballons aus ihren Beuteln gezogen und mit Ventiloren soweit aufgefüllt, dass sie wie riesige bunte Eier auf der Wiese liegen.

    ballons waikato

    Um 20 Uhr wird es schon richtig dunkel. Die Flammen der Gasbrenner leuchten gespenstisch auf, es zischt unheimlich …. und die riesigen Ballone schweben erleuchtet vor uns – welch ein grandioser Anblick. Die „Show „beginnt. Mit musikalischer Untermalung und teilweise nach dem Takt werden die Ballone durch die Gaszünder erleuchtet – ein tolles Schauspiel in der Dunkelheit! Den krönenden Abschluß bildet ein Feuerwerk mit wunderbaren Glitzerfarben am Himmel.

    Wir erreichen Auckland so gegen 23 Uhr und am folgenden Tag paddeln wir zu TRAMP – das Tief erreicht Neuseeland am folgenden Morgen und bringt 50 kn Wind und 5 m hohe Dünung an der Ostküste – wir in Opua liegen ja etwa 20 km im Land und haben nun hin und wieder mal ein paar Böen – nichts dramatisches – nur 4 Tage Regen – aber die nutzen wir, um 20 kg Apfelmus einzukochen und Deckenplatten im Salon bei Tramp auszutauschen, neue Rahmen für die Fensterausschnitte zu basteln ….

    new zealand

    hamilton balloon event

    kiwi plantage

    toyota camper

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