Sant Alfio und die Kastanie der 100 Pferde
Wanderung zur Castagno dei Cento Cavalli und della Nave in Sant Alfio
Am Nordosthang des Ätna liegt das Dörfchen Sant Alfio. Auf 530 m über dem Meeresspiegel hat es einmalige Sehenswürdigkeiten – sowohl riesige alte Kastanienbäume als auch eine Kirche mit einer eigenartigen Fassade.
So haben wir wieder einen Grund, unseren Wanderrucksack zu packen und auf den Roller zu steigen. Etwa 22 km knattern wir vom Wohnmobil-Stellplatz in Giardini Naxos durch Zitrushaine und das kleine Städtchen Nunziata, das nur wenig entfernt der Lavaströme aus dem Jahr 1928 liegt, hinauf nach Sant Alfio.
Der Ursprung des Namens „Sant Alfio“ ist mit einer Geschichte verbunden: Drei Brüder, Alfio, Fidelio und Cirino wurden 251 nach Sizilien deportiert, um den Märtyrertod zu erleiden. Während ihrer Reise durchquerten sie den Ort - an dem Sant Alfio heute steht - und hier fand das sog. Wunder des Strahls (Balken) statt. Ein heftiger Wind bracht plötzlich aus und warf den Strahl (Balken) weg, den sie auf den Schultern trugen. Sant Alfio widmet den ersten Sonntag im Mai seinen Schutzheiligen mit Feuerwerken, Lagerfeuern und intesiven religiösen Zeremonien.
 |
 |
Das historische Zentrum Sant Alfio, gekennzeichnet durch enge Gassen, wird von der imposanten Chiesa Madre beherrscht. Die Fassade erhebt sich mit schwarzem Lavagestein und wird gekrönt von einem riesigen Glockenturm. Das heutige Kirchenschiff selbst wurde Ende des 18. Jahrhunderts errichtet, die rustikale schwarze Fassade und der Glockenturm aus Lavabrocken nach dem 1. Weltkrieg. Die große Glocke hat übrigens einen Namen – Maria – und ist 45 t schwer. Die Türen aus Eisen wurden von der Bevölkerung gestiftet, teilweise auch von Auswanderern in Amerika und Australien.
Castagno dei Cento Cavalli
Nach einem Streifzug durch die Gassen wenden wir uns der Landstraße zu, die uns zu den berühmten Kastanien führt, von den eine sogar im Guiness Buch der Rekorde mit der Bezeichnung „ größter Baumumfang alle Zeiten“ aufgeführt ist. Der Kastanienbaum der 100 Pferde hat den Umfang von 57,9 m und ist etwa 22 m hoch. Wie schade, dass er jetzt im Winter so kahl vor uns steht. Faktisch ist der Baum heute in 3 Teilstämme von 13, 20 und 21 m aufgeteilt. Es war lange nicht klar, ob es sich dabei wirklich um einen einzigen Baum handelt, so dass der Fernsehsender RAI Uno eine DNA-Probe hat entnehmen und untersuchen lassen – und tatsächlich wurde er als eine einzige Pflanze bestätigt. Schon 1636 wird von diesem alten Baum mit imposanten Stamm berichtet, dass er groß genug sei, um 30 Pferde in seinem Inneren zu beherbergen. Innerhalb des Baumes soll sich eine Hütte befunden haben, wie Malereien von 1770 belegen sollen. 1923 überstand der legendäre Baum ein Feuer, das den Hauptstamm beschädigte.
Diese Legende rankt sich um den Ursprung des Namens „Castagno dei centi cavalli“:
Eine Königin samt ihrer 100 Reiter und Pferde soll während einer Treibjagd von einem Gewitter überrascht worden sein und fand unter der Kastanie Schutz und Unterschlupf. Die Königin verbrachte die Nacht unter den Blättern des Baumes in Gesellschaft von einem oder mehreren Liebhabern aus den Reitern ihres Gefolges.
Gastagne Sant Agate oder della Nave
Nur ein paar Gehminuten entfernt wartet die „Gastagne Sant Agate oder della Nave“ auf uns – dessen Form einem Bootsrumpf ähneln soll. Im sizilianischen Dialekt wird die Kastanie "Arrusbigghiasonnu" genannt. Die literarische Übersetzung wäre "Wach auf - Schlaf". Dieser Spitzname wurde ihm wegen seiner niedrigen Äste zugeschrieben, die nahe an der Straße liegen und die Bauern darauf aufmerksam machten sollten, während sie müde von der Arbeit auf dem Rücken eines Maultieres zurückkehrten und sie in ihrem Trott aufwecken sollten.
