Segelreise Südsee - Hochzeit in Lamap

Einladung zur traditionellen Hochzeit in Vanuatu

Vanuatu - Malakula – Hochzeit in Lamap

Heute ist eine Hochzeit im Dorf – da würden wir ja gern einmal zuschauen. Aber es ist schon 10 Uhr – und die Zeremonie war heute morgen um 9 – wie schade, daß wir nicht früher davon erfahren haben. Aber nachmittags ist die traditionelle „Custom Ceremonie“ – vielleicht wäre das etwas für uns? Na klar – schon radle ich ins Dorf, um herauszubekommen, wo das ganze stattfindet.

 Im Laden der Cooperative erhalte ich bereitwillig Auskunft – es sei gleich hier nebenan, ich solle doch schon mal dorthin gehen, da werde gerade gegessen. Hinter einigen Hütten sehe ich eine Ansammlung Leute. Zögernd nähere ich mich der Versammlung, da wird mir schon freundlich entgegengelächelt – dort drüben seien die Bräute – 2 Schwestern heiraten heute – und das Laplap solle ich probieren, das sei ein Hochzeitsgeschenk und sehr lecker. Und schon sitze ich mit den Frauen auf der Wiese und mir wird von der Ceremonie am Nachmittag erzählt, da müsse ich unbedingt mit meinem Mann kommen!

Am frühen Nachmittag finden wir uns also ein und es dauert ein Weilchen, ehe alles bereit ist. Aber schon die Vorbereitung ist sehenswert: Unmengen von Bananenstauden und Tarowurzeln werden herangeschleppt und in 4 Pakete aufgeteilt, dazu kommen Kavapflanzen und lebende Schweine! Bei diesen Paketen handelt es sich um die traditionellen Geschenke, die sich die Familien der zukünftigen Eheleute übergeben. Heute ist es halt die doppelte Anzahl wegen der Doppelhochzeit. Die größeren Pakete werden übrigens von der Familie des Bräutigams angehäuft.

Mittlerweile sind nun die jungen Ehemänner eingetroffen – geschmückt in vielen bunten Tüchern werden wie von ihren Tanten gebracht, um sie den neuen Ehefrauen zu übergeben. Sie werden also von ihrer Familie umringt – es sind ca. 50 Schwestern, Cousinen und Tanten, die sich um sie versammeln.

Ein Ceremonienmeister hält eine kleine Ansprache und versieht 40 zwischen den Naturalienpaketen in der Erde steckenden kleinen Ästen mit jeweils einem Briefumschlag. Das zusammen mit den Naturalienpaketen ist das Brautgeld, welches die zukünftigen Ehemänner den Familien der Mädchen zahlen muß – je nach „Wert“ dieser Braut ist das so um 80 bis 100 000 Vatu (6500 bis 8000 Euro), kann aber auch bedeutend mehr sein, wenn die junge Frau eine Ausbildung hat und einen Arbeitsplatz. Einzeln werden die Namen auf den Briefumschlägen aufgerufen und diverse Familienmitglieder erhalten einen Anteil des Brautgeldes. Die Naturalienpakete für die Familie der Bräute werden durch geflochtene Matten und bunte Tücher in ihrem Wert erhöht. Dutzende von Stoffbahnen werden auf den Paketen verteilt. Damit ist die Brautpreisübergabe beendet und die beiden Frauen werden den Bräutigamfamilien übergeben. Aber bevor sie nun mit ihren Ehefrauen nach Hause ziehen können, werden sie erst einmal wieder mit einer Mahlzeit versorgt, natürlich mit ihrer zahlreich erschienen Familie.

Bei den Frauen handelt es sich um 2 Schwestern aus dem Dorf Lamap. Eine davon heiratet nach Ambrym – ein Insel ca. 50 km entfernt – und die 2. heiratet in ein Nachbardorf. Dieses Nachbardorf ist etwa 15 Minuten zu Fuß entfernt – und dort findet dann am frühen Abend ein weiterer Teil der Ceremonie statt.

Ungewöhnlich sei es bei dieser Hochzeit, so wird uns erzählt, daß keine Musik gespielt werde. Der Grund dafür ist, daß direkt hier in der Nachbarschaft ein 30 jähriger junger Vater gestorben sei – und normalerweise wird eine 5 tätige Trauerzeit im Dorf eingehalten. Da aber eine Familie aus Ambrym bereits angereist sei und diese so schnell wie möglich zurück zu ihrer Arbeit wolle, habe man die Hochzeiten doch abgehalten, obwohl viele dagegen gewesen sein. Nun seien die Traditionen also nicht eingehalten worden. (Während der Trauerzeit werde nicht gearbeitet und man dürfe sich auch nicht waschen.)

Nach einem kräftigen Mahl zogen also die Hochzeitsgäste zum Dorf der Ehemänner – dort wurde auch schon wieder gekocht – Essen ist hier groß geschrieben – und die Brautleute nahmen auf Stühlen vor ihrer Hütte Platz. Alle Hochzeitsgäste, Freunde, Bekannte und Verwandte, ob groß oder klein, versammelten sich nun in einer nicht endend wollenden Schlange, um zu gratulieren und ihre Geschenke abzugeben. Jeder hatte ein Paket in der Hand – mal eine Plastikschüssel, mal ein Stück Stoff, ein Plastikeimer, Teller, Besteck, eine Tasche ..... um so die jungen Haushalte auszustatten....... doch es wurde langsam dämmrig und wir machten uns auf den Heimweg – es gibt ja keine Wegbeleuchtung also ist es besser, nicht im Dunkeln unterwegs zu sein.

Für das nächste Jahr sind wir schon zu einer Hochzeit eingeladen – das wäre aber eine „richtige“ mit Musik!