Südsee Atoll Toau in den Tuamotus

    Segler Abenteuer Pazifik - Tramp segelt in den  Tuamotus - Atoll Toau

    Erlebnisse einer Segelreise in den Tuamotus - Atoll Toau

    Das Atoll Toau haben wir uns ausgesucht, weil wir schon einiges über einen besonderen Ankerplatz in TO-Heften gelesen haben bzw. auch auf der abendlichen Contadora-Funkrunde von anderen Yachten, die erzählten, es sei ein besonderes Erlebnis auf den Tuamotus – und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Schließlich sind wir deshalb 6000 km von Panama in die Südsee gesegelt!

    goldmakrelen fangVon Fakarava aus sind es nur ca. 40 Seemeilen und dazu noch die Möglichkeit, im Pass von Fakarava wieder zu angeln, das hört sich vielversprechend an.

    Und in der Tat, einen Superfang haben wir an der Angel: 1,30 m Golddorade bzw. MahiMahi wie die Polynesier diesen wunderbaren Hochseefisch nennen, den wir nun nicht sofort einkochen werden wie auf unserer Pazifikpassage sondern gemeinsam mit anderen Seglern an unserem neuen Ankerplatz zu Ankes Geburtstag grillen wollen.

    So gegen 16 Uhr erreichen wir die Passeinfahrt, die gut betonnt und befeuert ist bzw. 2 Richtbarken, die sicher um die Riffe in der Einfahrt leiten. Es ist kein durchgehender Pass in die Lagune von Toau sondern ein Blindpass, das heißt, er endet nach ca. 300 m vor einer großen Sand- und Korallenbarriere.

    Hier sind Mooringtonnen gelegt, die wir auch ausnutzen. Das Ankern wäre auch möglich, aber die Wassertiefe liegt bei 10-15 m, da braucht man schon ordentlich Raum, um sich auch bei Wind- und Tidenwechsel drehen zu können. Da nehmen wir gern Gaston`s Angebot an, der schon mit seinem Holzboot zu uns herausgeflitzt kommt. Wir sind nicht das einzige Boot hier, es sind noch 2 französische, 1 amerikanische und 1 deutsche Yacht hier (die ATAIR mit Mia und Wolfram, die wir seit Panama kennen und mit denen wir regelmäßig Funkkontakt auf dem Pazifik gepflegt haben und auch zusammen auf den Galapagos und den Marquesas einige Ankerplätze gemeinsam aufgesucht haben).

    pottluk toauAm folgenden Tag fahren wir mit unserem Beiboot an Land, um uns dort vorzustellen. Gaston hatte uns ja gestern schon begrüßt und nun lernen wir auch Valentine – seine Frau – und Philipp – Gaston`s Vater – kennen. Diese Familie bewohnt hier seit ihrem Bestehen sozusagen das Motu Matarina.

    Valentine ist hier aufgewachsen und nun lebt sie hier mit ihrem Mann. Valentine ist 45 Jahre alt, hat eine 25 jährige Tochter, die in Tahiti lebt, und Gaston ist 40 Jahre alt. Sie sind beide verheiratet, ich weiß jedoch nicht, wie lange schon, aber auf den Bildern, die wir von der Hochzeit gesehen haben, sind sie bestimmt so um die 15 Jahre jünger. Valentine trägt dort auf den Photos ein weißes Spitzenkleid und Gaston einen knallblauen Anzug! Sein Vater, Philipp, ist 55 Jahre, alt, seine Mutter ist vor ca. einem halben Jahr an Krebs gestorben. Da staunen wir doch ein bisschen, dass es hier auch Krebs gibt, wo man doch meinen sollte, sie leben hier nur mit der Natur, ohne Industrie und Chemie etc. Oder liegt es noch an den Atomversuchen der Franzosen im Muuroa-Atoll, das 1000 km entfernt ist?

    Valentine und Gaston haben ihr Auskommen auf vielfältige Art: Von Kokospalmen, dessen Kopra sie nach Tahiti verkaufenVon Fischen, die sie in Fischfallen fangen, in einer Kühltruhe lagern und auch nach Tahiti an einen Supermarkt verkaufenVon Versuchen, ein bisschen Ackerbau zu betreibenUnd natürlich von Viehzucht: Hühner und SchweineVon einer Perlenfarm, die wir aber nicht besucht haben, aber viele schöne Perlen haben wir bewundertVon einem kleinen Restaurant, das sie am Strand mit einem Dingi-Steiger versehen habenVon den Mooringtonnen für die Segler

    Kokospalmen:

    Das Motu ist teilweise gerodet und mit Kokospalmen bepflanzt. Der „Boden“ besteht rein aus Teilen von abgestorbenen Korallen, nicht ein Gramm „Mutterboden“ oder braunen Sand findet man hier, lediglich auf der Lagunenseite zermahlene Korallen, die dann ein kleines Stückchen feinen Sandstrand bilden. Das restliche Motu ist von Gestrüpp überwuchert.

    Die Kokosnüsse werden zerteilt, von ihrer dicken Faserhülle befreit und getrocknet. Es gibt ein Trockengestell dafür, das auch ein verschiebbares Dach aufweißt, damit die Kopra vor Regen geschützt werden kann.

    Fischen:

    Ifische toaun der Lagune sind kleine eingezäunte Fischfallen aufgestellt. Um eine solche Fischfalle zu bauen, braucht man nur etwa 25 Meter Maschendraht sowie einige Pfähle. In diesem Fall sehen sie aus wie dicke Moniereisen.

    Mit einer Handbohrstange werden im Korallenboden ca. 8 Stangen in einem Kreis gesetzt. Er hat einen Durchmesser von ca. 3.5 Metern. Danach wird der Kreis mit Maschendraht verkleidet. Das ganze ist insgesamt nicht tiefer als 1,80 m . Eine Öffnung von ca. 30 m Durchmesser wird nahe der Oberfläche an der der Strömung zugewandten Seite mit einer Zange eingeschnitten. Das ganze ist aber nicht einfach auf „nacktem“ Korallenboden aufgebaut, sondern mitten in einem großen Korallenfeld, auf dem die Fische natürlicherweise ihre Nahrung suchen. Zusätzlich zu diesem einen Kreis gibt es noch einen Halbkreis mit einer größeren ausgeschnittenen Öffnung – vor der Öffnung des eigentlichen 3,5 m Kreises – und vor dem Halbkreis noch 2 ca. 20 m lange Maschendrahtzäune, die als offenes V sozusagen in den Halbkreis führen, um die Fische an dem Zaun langsam Richtung Fischfalle zu leiten.

    Und dieses System klappt ohne Zweifel ganz hervorragend. Es ist unglaublich, wie viele Fische in diese Falle tappen.

    muraenenJeden Tag schwimmen wir von TRAMP aus zur Fischfalle und staunen, was sich dort an Unmengen von Fischen fangen lässt. Es gibt dort alle Tropenfische zu bestaunen, die wir auch beim Schnorcheln entdecken können. Von kleine gelben Wimpelfischen über Trompetenfische, Muränen und auch Haie haben wir dort gesehen. Abgesehen hat es Gaston aber eigentlich nur auf eine Fischart, nämlich den Parrot- oder Papageifisch. Dieser wird zum einen für den Verkauf zum Supermarkt gefangen und zum anderen natürlich für das Restaurant. Aber davon später.

    Bei unserer ersten Fischfallen Erkundung waren also Hunderte wunderschöner bunter Fische in der Falle und auch 1 Sandhai und 2 Schwarzspitzenhaie sowie 3 Muränen.

    Den Sandhai – er lag auf dem Boden – hat Gaston befreit, indem er den Zaun ein bisschen angehoben hat, da sei er davon geschwommen.

    Die Muränen spießt er mit einer langen Lanze auf und wirft sie über den Zaun in die Freiheit. Wir haben ihm dabei zugeschaut beim Schnorcheln. Das ist natürlich keine sanfte Art, sie aus ihrem Gefängnis zu befreien, aber sie scheinen es zu überleben, denn rundherum in den Korallen um die Fischfalle drohen einen die Muränen mit ihren geöffneten Maul und Widerhakenzähnen aus den Korallenverstecken, das ist schon richtig unheimlich. In einem Korallenstock schauten mich gestern 5 solcher ekligen Gesichter an, da halte ich aber ordentlich Abstand, nicht das sie denken, sie sollten doch einmal zubeißen. Sie können ja nicht mehr loslassen, so steht es in den Büchern, da habe ich doch ein bisschen Schiss. Sie sind schließlich ca. 1.5 m lang und gut armdick!

    parott fisheUnd die Parrotfische sind der Grund für diese Fischfalle. Diese Fische sind wunderschöne bunte Papageienfische. Sie haben eine Groesse von bis zuca. 60 cm ! Ihren Namen haben diese Fische auf Grund ihrer papageienschnabelartigen zusammengewachsenen Zähne. Da der Oberkiefer über den Unterkiefer fasst, wird die Ähnlichkeit mit dem Papagei noch unterstrichen. Sie ernähren sich von Algen, die auf den Korallen sitzen, und fressen Korallenstückchen, die sie mit ihrem kräftigen Schnabel abbeißen. Die Papageienfische nehmen außerdem als Verdauungshilfe Sand oder Korallen auf. Es steht fest, dass diese Fische bei der Produktion von Korallensand mit den größten Beitrag leisten.

    Der Papageifisch ist vorwiegend am Tage aktiv. Das freut uns sehr, denn sie sind herrlich anzusehen unter Wasser. Eigenartig ist der Schwimmstil der Papageifische: sie „rudern“ mit den Brustflossen und benutzen den Schwanz lediglich, wenn sie auf der Flucht sind. Und das sind sie sofort, wenn sie uns bzw. unseren Schatten entdecken. Wir schaffen es einfach nicht, sie unter Wasser zu fotografieren! Aber als Gaston sie für das Restaurant filetiert hat, da habe ich schnell die Kamera gezückt!

    fische fangen atoll toauGaston fährt also mit seinem arg mitgenommenen Holzboot zur Fischfalle. Dabei hat er einen Schnorchel und einen ca. 2.5 m langen Speer. Sein Boot bindet er an den Pfählen der Fischfalle fest und dann springt er mit seinem Speer bewaffnet in die Falle hinein! Und dann sticht er auf die Muränen ein, damit er sie dann über den Rand befördert. Die Haie in der Falle schwimmen senkrecht an den Maschendrähten, angreifen tun sie ihn nicht, im Gegenteil, sie sind im direkt auf der gegenüberliegenden Seite der menschlichen Gefahr! Wir können nur nicht verstehen, warum Gaston nicht die Falle öffnet, um diese frei zu lassen. Einmal kommt die Antwort, er benötige sie, damit sie tote oder kranke Fische fressen, ein anderes Mal erzählt er, er wurde sie freilassen. Aber während der 10 Tage, die wir es nun beobachten, lässt er sie nicht frei. ES gibt sogar noch eine Fischfalle, die seinem Vater gehört, darin schwimmen 10 Haie von 40 bis 1.50 m Länge, angeblich esse Philipp sie, aber das ist vielleicht wieder einer seiner Späße, die er so gern macht.

    fischfang toauNun aber zurück zu den Papageifischen:In all unseren Büchern über Polynesien und die Tropenfische hier steht geschrieben, dass man u.a. auch diese nicht essen könne, da sie von Ciguatera befallen sein. Schon im Logbuch von Kapitän Cook finden sich Bemerkungen über Atolle, an denn die Fische stark mit Ciguatera vergiftet sind. Diesbezüglich ist keine wesentliche Besserung eingetreten. Ob ein Fisch essbar ist oder nicht, hängt von –seinem Fangort ab. Ein Papageienfisch z.b. den man an einer Stelle gefangen hat, ist immer gesund, aber der äußerlich gleiche Papageienfisch, den man an einer anderen Stelle fängt, verursacht Lähmungserscheinungen, die über einen Monat andauern.

    Atolle, die nur selten von Zyklonen heimgesucht werden und die auch noch nicht „betonverstärkt“ sind, sind am ungefährlichsten. Aber eigentlich steht in allen Handbüchern, dass die Fische in den Tuamotus Ciguatera-vergiftet seien.

    Der häufigste vorkommende Typ der Fischvergiftung in den Tropen wird durch ein hitzebeständiges Toxin verursacht: das Ciguatera-Toxin, welches von freischwimmenden Ein-zelligen Marine Organismen produziert wird klassifiziert als: Dinoflagellates. Diese Kreaturen kleben sich selbst an Algen – der untersten Stufe der Nahrungskette- und werden durch die Fische aller Art und Grösse angesammelt. Bis zu 400 Fischarten können in den Tropen davon betroffen sein. Ein großer Nachteil an dieser Fischvergiftung ist, dass sie weder durch Kälte noch durch Hitze beseitigt werden kann, also weder einfrieren noch kochen reicht, um das Toxin zu zerstören. Hier im Atoll von Toau scheint diese Fischvergiftung nicht oder weniger vorzukommen, denn es wird fleißig Fisch gefangen, verzehrt und verkauft.

    Die Vergiftung zeigt sich durch Kopfschmerzen, Schmerzen in den Augen, den Gelenken und es kommt zu „Schwierigkeiten“ mit dem Nervensystem. Wir haben schon einige Berichte von Seglern darüber gelesen und auch einen Segler kennengelernt, der uns berichtete, dass er über ein Jahr nicht mehr einsatzfähig war und es danach auch noch Monate dauerte, ehe er seinen vorherigen Gesundheitszustand wieder erreichte. Da sagen wir also: Nein – Danke – wenn hier Fisch angeboten wird. Und leider kann man dadurch auch keinen Jagen, und das tut Günther natürlich besonders leid, weil er doch eine solche schöne Harpune an Bord hat, womit er schon manchen Leckerbissen harpuniert hat.

    Ackerbau

    ackerbau toauDas Motu besteht aus Korallenstückchen, die mehr oder weniger groß sind oder bereits zermahlen wurden, auf jeden Fall gibt es kein Gramm Erde. So ist es natürlich schwer, hier Gemüse anzubauen. Die einzige Möglichkeit besteht darin, in Tahiti Blumenerde in Säcken zu kaufen und dann in Blumentöpfen z.B. Tomaten zu ziehen. Das klappt auch mehr oder weniger gut, aber es muss trotzdem auch noch für Schatten gesorgt werden, denn die Tropensonne brennt hier erbarmungslos.

    Dann ist noch ein Versuch gestartet worden, Melonen oder Kürbisse anzubauen. Das klappt mit ein bisschen mehr Erfolg. In einem Loch werden ein bisschen Sand und die faserigen Schalen der Kokosnüsse vermischt – und das Ergebnis lässt sich sehen! Auf einigen Quadratmetern ranken diese Pflanzen und es gedeihen auch einige Früchte.

    Einen einzigen Papaya Baum gibt es, der kümmerlich wächst – ansonsten besteht die Welt aus Gestrüpp und Kokospalmen.

    Viehzucht

    Schweine und Hühner fressen sowohl Kokosnüsse als auch Fisch, jedenfalls die Schweine. Und davon gibt es hier 4 große und ein Dutzend kleine, braune struppige Sauen und Ferkel, die zum einen in einem offenen Stall leben bzw. auch fröhlich über das Motu hoppeln. Kokosnüsse werden einfach mit der Machete aufgetrennt und schon picken sie sich die Hühner das weiße Kokosfleisch daraus. Da die Motu-Bewohner natürlich auch Eier haben wollen, ist ein kleiner Teil der Hühner in Käfige eingesperrt, wo sie sich eigentlich nicht bewegen können, nicht gerade hühnergerecht. Die Übrigen stolzieren über die ganze Insel. Auffällig ist, dass sie immer sofort gackernd davonlaufen, wenn man in ihre Nähe kommt, ob sie wohl doch des öfteren gefangen werden und im Kochtopf landen?

    schweinezucht atoll toauDie Schweine auf jeden Fall: Vor 3 Tagen wurde das 5. große Schwein nämlich geschlachtet. Es dient als Hochzeitsgeschenk für Valentines Schwester, die am Samstag heiratet. Valentine hat uns lachend erzählt, dass ihre Schwester es endlich geschafft habe zu heiraten, nachdem sie mit dem Bräutigam seit 26 Jahren zusammenlebt und sie 4 Kinder haben. Auf jeden Fall wird auf einem Nachbaratoll groß Hochzeit gefeiert, denn hier auf diesem Inselchen gibt es ja keine Kirche – oh, es gibt eine, aber davon erzähle ich Euch später – und auf Fakarava gibt es eine richtige Kirche mit Pastor. Dort versammelt sich also die gesamte Familie mit Freunden – 160 Leute werden das sein – und die bekommen zum Hochzeitsschmaus ein Schwein im Erdofen gebacken, das ist eine polynesische Sitte. Zudem hat Gaston heute seine Fischfalle „geerntet“ und sein kleines Boot mit vielen bunten Fischen beladen, auch die werden zum Hochzeitsfest mitgenommen.

    Und da jetzt während der 4 Tage, an den Valentine und Gaston nicht zu hause sind, der Generator abgestellt wird, mit dem sie ihren eigenen Strom erzeugen, ist die Kühltruhe natürlich ohne Strom – und so haben wir Segler heute das Hühnerfleisch aus der Kühltruhe gegrillt!

    Ach ja, das geschlachtete Schwein ist ohne Kopf nach Fakarava gefahren, denn den Kopf hat Philipp bekommen, der das Schwein aufgezogen hat. Der Kopf wurde dann in einem riesigen Kochtopf mit Wasser auf ein Grillfeuer aus Holz und Kokosnüssen gestellt und 2,5 Stunden gekocht, bevor er gar war. Der Kopf war so groß, dass die Nase oben herausschaute. Als Philipp dann hungrig zu seinem Schweinekopf ging, lag der Topf umgefallen auf der Erde, die ganze Brühe ausgelaufen – und der Schweinekopf war abgenagt! Die beiden Haushunde waren also schneller als er – oh was war er sauer!!

    Perlen

    Die Perlenfarm haben wir leider nicht besichtigen können, dafür haben wir aber die Perlenmuscheln gesehen, in denen diese hier gezüchteten Perlen wachsen. Valentine hat in unserem Beisein auch eine Auster geöffnet und denn mit den Fingern in der unappetitlichen flunschigen Masse eine kleine Perle gefunden. Wir selbst haben auf Kauehi auch schon mal eine lebende Perlenauster gefunden und sie geöffnet und hineingeguckt – und nichts gesehen – die Frage ist nur, war eine drin oder nicht?? Die hier verkauften Perlen werden gezüchtet – davon wissen wir nur durch Beschreibungen – eine arbeitende Perlenfarm haben wir noch nicht erlebt. Aber das erleben wir bestimmt auch noch einmal.

    perlenzuchtBeim Schnorcheln sind wir jedenfalls neben der Bewunderung der Unterwasserwelt auch immer ein bisschen auf der Suche nach Perlenaustern. Gestern haben wir wieder eine gefunden – aber nichts war drin zu entdecken. Heute haben wir 4 Stück gefunden, die Günther mit Mühe von den Korallen lösen musste – und wir machen es spannend – sie werden erst morgen geöffnet, denn wir sind so gegen 17 Uhr erst aus dem Wasser gekommen – und „mussten“ erst einmal zum Grillfest. So können wir also noch über Nacht davon träumen, selbst eine echte Perle zu finden.

    Valentine und Gaston haben jedenfalls aus ihrer Kollektion von gezüchteten Perlen jeweils ein Collier für die Braut, eine Nichte und für Valentine selbst hergestellt, die dann alle zum Hochzeitsfest geschenkt bzw. getragen werden. Die Farben und Formen variieren alle von rund bis unregelmäßig bzw. von weiß über hellgrau, dunkelgrau und grün schimmernd. Mia und Wolfgang von ATAIR haben so einige Perlen gegen Rumflaschen getauscht – wir sind gar nicht so wild darauf, Perlen zu kaufen oder zu tauschen, wir wünschen uns selbstgefundene Perlen. So ist es auch mit Langusten – aber da sind wir schon beim nächsten Broterwerb der polynesischen Familie:

    Restaurant

    restaurant atoll toauMit den frischen Zutaten aus dem Meer oder vom Land bieten Valentine und Gaston den vorbeikommenden Seglern auch ihre Kochkunst an. Für 3000 polynesische Franc – das sind ca. 25 Euro – pro Person wird ein Menü mit 7 Tellern serviert. Es gibt Fisch, Hühnchen – oder Schwein, weil es gerade geschlachtet wurde – Langusten, Krebse, Kokoskrabben, selbstgebackenes Brot, Fischpizza und Kuchen.

    Als Fisch wird Papageifisch serviert, und zwar einmal roh, in Zitrone mariniert und Kokosmilch – die wird natürlich selbst hergestellt. Zum anderen paniert und in der Pfanne gebraten und dann als Belag auf einer Pizza. 

    Das Schweinefleisch – es war ein Schinken der Hochzeitssau – wurde am Nachmittag in einem großen Topf in Meerwasser auf dem Grill wieder mit Kokosnuss-Feuer gekocht, dann in dicke Scheiben geschnitten und gegrillt.

    brot backen atoll toauDie Langusten gibt es nicht jedes Mal, aber wenn, dann wird Gaston so zum Sonnenuntergang auf das Riff eines Nachbarmotus gebracht, wo die Langusten leben, und dort sucht und fängt er sie im dunkeln, denn sie sind Nachtschwärmer und kommen nachts aus ihren Verstecken. Wir haben schon beobachtet, dass sein Schwager diese Langusten auch tagsüber gefangen hat, wir haben auch schon die ganze Gegend dort abgeschnorchelt und keine gefunden, aber vielleicht ziehen wir morgen Abend doch mal im Finsteren los, denn mit den Langusten ist es wie mit den Perlen – nur selbst gesammelte machen uns Freude!

    Kokoskrabben zu fangen ist kein leichtes unterfangen. Wir haben es noch nicht ausprobiert, aber Paul – ein amerikanischer „Nachbar“ hat es mit Philipp schon ausprobiert, und zwar so:

    kokoskrabbe atoll toauAls erstes gilt es, Kokosnüsse aufzuschlagen und das weiße Kokosfleisch mit Leinen an Büsche zu hängen. Das hat Paul mit Philipp getan, und zwar über 2 Stunden ist er mit ihm durch das Gestrüpp gestromert, um zum einen Bodenlöcher von Kokoskrabben zu finden und dann in der Nähe dieses Futter aufzuhängen. Abends um 9 Uhr – Seglers Mitternacht – war er dann wieder mit Philipp verabredet: Kokoskrabben fangen. Tja, und das war nicht so leicht, denn sie haben ja auch ein gutes Gehör und auf jede Bewegung reagieren sie durch Flucht. Da hilft es wohl nichts, dass sie Fangfutter finden, fangen selbst ist nicht so einfach wie gedacht. 2 Stunden sind die beiden nachts übers Atoll geschlichen – und 1 kleine Kokoskrabbe war der Erfolg. Am folgenden Abend ist Philipp dann wohl noch einmal allein losgezogen – und hat noch ein Prachtexemplar erwischt. Das wurde dann auch zum Menü im Restaurant serviert.

    Das praktische für Valentine ist, dass sich immer wieder Segler finden, die es einfach toll finden, hier an Land zu helfen. Also wir haben Valentine nicht einmal spülen sehen – dafür gab es immer Seglerfrauen, die das auf Franzosenart draußen gemacht haben – erst einmal alle Teller und Töpfe am Ufer durchs Salzwasser ziehen und dann erst spülen.

    Auch das Tischdecken haben die Seglerinnen übernommen, selbst das Wäsche falten der gesamten Familienwäsche, Hof fegen, Blätter aufsammeln ..... es muss den Frauen wohl doch gefallen, diese Hausarbeit meint Günther und ich kann darüber auch nur staunen – wie seht ihr das?

    Mooringtonnen

    Da dieser Blindpass hier in Toau als geschütztes Gebiet erklärt wurde, „soll“ hier nicht von den Seglern geankert werden, um keine Korallen zu zerstören.

    sy tramp atoll toauIn der Seekarte ist hier zwar ein Ankergebiet ausgewiesen, aber Gaston hat Mooringtonnen „gebaut“. Nicht so einfach, wenn man kein Beton hat? Weit gefehlt – man ja Korallen. Also werden durch riesige Korallenköpfe Leinen oder Ketten gezogen, eine Schwimmboje dran befestigt, noch eine Leine, die an Bord belegt werden kann – schon ist die Mooringtonne fertig - und die Dollars können rollen, denn schließlich muss ein solcher Liegeplatz für das Schiff bezahlt werden. Und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten:Zum einen ein Restaurantbesuch pro Woche oder 500 polynesische Francs pro Tag oder Tauschwaren.

    Und was meint Ihr, was haben wir gemacht? Natürlich Tauschwaren, ist doch klar. Und wir hatten uns folgendes ausgedacht: Brasilianisches fettarmes Cornedbeef, eine große dänische Salami, ein großes Glas Mayonnaise, ein 3-er Pack fein duftende Seife und 2 Stöffchen mit passendem Garn – das haben wir als Vorschlag mit an Land genommen – und Valentine war begeistert! Salami bekommt sie fast nie – dafür müsste sie schon nach Tahiti fahren und viel Geld bezahlen – Cornedbeef kann sie immer brauchen – die Seife ist gerade alle geworden, welch ein Glück, dass wir ihr welche bringen – und von dem Stoff – kann Anke mir davon eine Tischdecke und einen Rock nähen?

    naehstudio sy tramp atoll toauUnd so kam es, dass ich dann an Land mein Nähstübchen eingerichtet habe – und der Valentine einen bunten Blumenrock geschneidert habe – einer von der Sorte, die immer passen, also mit Gummizug – dann auch noch gleich für Gaston 5 Shorts gekürzt, für Valentine 2 eingerissene Rocknähte geflickt, für einen Segler eine Hosentasche angenäht, einen Handschuh repariert und einem anderen ein Klettenband anstatt eines Knopfes auf die Hose genäht habe – ich könne mich doch in Tahiti selbstständig machen, meine Valentine, Nähkünste seien dort gefragt!Und Günther hat mit Gaston den Stromgenerator begutachtet und ihm Ratschläge zur Verbesserung der Aufstellung gemacht, ihm die Elektrik daran erklärt .... Tja, das haben wir als Gegenleistung für die Mooringtonne erbracht – hier ist schon eine praktische Welt, oder?

    Ach - da fällt mir ein, ich muss Euch ja noch von der Kirche erzählen:Also, für diese kleine Familie hier auf dem Motu gibt es natürlich keine Kirche und keinen Pastor, der jede Woche die Messe liest, denkt Ihr. Weit gefehlt: Ein kleines Sperrholzhäuschen mit Stühlen und einem Tisch als Altar gibt es und die Messe liest Valentine jeden Sonntag um 10.30 Uhr für ihre kleine Familie. Natürlich wird in der Bibel gelesen für eine halbe Stunde und es wird eine halbe Stunde gesungen und natürlich wird auch gebetet. Valentine ist vor 10 Jahren zum Christentum bekehrt worden und ist mit Handauflegen durch den Pastor von Fakarava getauft worden. Bis dahin hat sich auch fleißig geraucht – nach dem Handauflegen wurde ihr beim Einatmen von Zigarettenrauch schlecht – und seitdem raucht sie nun nicht mehr – ohne Nebenwirkungen! (Habe ich mir nicht ausgedacht!!) Der Pastor von Fakarava kommt nur einmal im Jahr.

    flagge polynesien


    outdoor kueche atoll toau

    kokoskrabben atoll toau


    anemonenfisch2

    seestern blau

    unterwasser 3

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    unterwasser 5