Sehenswertes in der Sierra Espuna: Pozo de la Nieve
Schneebrunnen in der Provinz Murcia am Morron de Espuna
Unser Ausflug zu den Pozos de la Nieve in die Sierra Espuna beginnt mit einer rasanten 10 km langen Bergfahrt vom Wohnmobil bei Aledo zum Ende der Straße am Morron de Espuna auf 1414 m.
Unser Ziel ist der Mirador Collado Mangueta - dort erwartet uns ein „Fenster“ und die Aufforderung: Gönnen Sie sich diesen Moment - hören Sie zu und beobachten Sie - atmen Sie. Und verbinden Sie sich mit dem, was dieser Ort Ihnen bietet. Keine schlechte Idee - wir genießen die Luft, das schöne Wetter, die Weitsicht und die herrliche Stille.
Spaziergang Schneebrunnen
Ein breiter Weg führt sanft in den Kiefernwald bergab – links auf einem kleinen Hügel erscheinen 2 Schneebrunnen, deren Kuppeln im Lauf der Zeit eingestürzt sind. Nicht weit entfernt steht eine restaurierte Kuppel. Der Brunnen ist etwa 7 m tief und wurde früher komplett bis auf die Kuppel mit Schnee gefüllt – die Kuppel diente als Luftkammer.
Neben weiteren verfallenen Exemplaren und einem gut erhaltenen Bauwerk leuchtet ein 2022 vollständig renovierter Schneebrunnen in der Landchaft. Neugierig schauen wir hinein – es gibt sogar Metalltreppen, um darauf in die Tiefe zu steigen. Wandertrack: 2.2 km, min Höhe 1355, max. Höhe 1397 m
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Eisfabriken - die Schneebrunnen in der Sierra Espuna
Im 17. und 18. Jahrhundert führte der wirtschaftliche Glanz Murcias zu einer steigenden Nachfrage nach Kühlmittel: EIS zur Frischhaltung von Lebensmitteln, zur Herstellung von Eiscreme, zum Kühlen von Getränken sowie für therapeutische Anwendungen und in Krankenhäusern als Konservierungsmittel für Medikamente. Vom 16 bis zum 19 Jahrhundert war der Schneehandel daher eine florierende Aktivität.
Auf der Suche nach geeigneten Lagerstätten für dieses kostbare Gut eigneten sich die hohen Lagen der Sierra Espuna sehr gut, hatten aber einen Nachteil. Sie lagen sehr weit von den Städten entfernt, in denen das Eis gefragt war.
Die ersten Schneebrunnen waren Eigentum der Stadt Murcia - ihnen gehörten 8 Brunnen und 1 Kalkofen. Cartagena folgte Ende des 18. Jahrhunderts mit 3 , Orihuela mit 2, Lorca, Mula und Allhama mit jeweils 1 Schneebrunnen, ebenso wie die Pfarrkirche von Moratalla und die Kathedrale von Cartagena. Insgesamt konnten 25 000 Tonnen Eis gelagert werden.
25 Schneebrunnen wurden im Herzen der Berge am Nordhang des Morron de Espuna gebaut, da es hier häufig schneite und sie durch die Lage weniger Sonnenlicht bekamen. Zudem begünstigte die Neigung des Geländes das Ablaufen des Schmelzwassers. Verwendet wurden Elemente wie Steine, Sand, Holz, Gips und Kalk aus der Umgebung.
Schnee und eine blühende Wirtschaftstätigkeit – Sammeln, Lagern, Transportieren und Verkaufen
Hunderte von Menschen arbeiteten hier mit dem Ziel, Eis in die umliegenden Städte zu bringen. Zu Beginn des Herbstes kamen die ersten Tagelöhner in die Berge, um große Flächen von Holz zu räumen und so offene Flächen zu schaffen. Auf den „Rasos“ begannen sie, nach den ersten Schneefällen mit Hacken und Schaufeln das ersehnte „Kühlgut“ zu sammeln und in Espartokörben zu den Schneebrunnen zu tragen, in denen es verteilt und mit Hämmern verdichtet wurde.
In den einzelnen Brunnen arbeiteten bis zu 9 Männer, die sich bei ihrer schweren Arbeit abwechselten: Schnee sammeln oder in den Vorratskammern das kostbare Nass verdichten. Extrem waren die Arbeitsbedingungen: Hoch in den Bergen auf 1400 m im Winter bei Eis, Schnee und Kälte - vielleicht sogar Winterstürmen - muss es ja draussen und in den Schneebrunnen im Inneren schaurig eisig und kalt gewesen sein.

In der Nähe der Brunnen sind noch Hausruinen zu sehen, in denen die Männer wohnten. Waren die Schneebrunnen gefüllt, zogen sie wieder zu ihren Familien.
Mit Einzug des warmen Wetters etwa im Mai begann die 2. Phase der Schneeindustrie, die darin bestand, Eis aus dem Brunnen zu gewinnen und es zu den Orten zu transportieren wo es vermarktet werden konnte.
Auf Saumpfaden wurde das Eis auf dem Rücken von Lasttieren zu den Orten gebracht, wo es verkauft werden konnte. Wegen der Hitze am Tag wurden die Transporte in der Dämmerung und Nacht durchgeführt! Der Eisverlust entlang der Route betrug bis zu 50 % des Gesamtgewichtes! Erst im September endeten die „Ernte“ und es blieb nur abzuwarten, bis der Zyklus von neuem begann.
Fast 4 Jahrhunderte lang waren die Schneebrunnen der Sierra Espuna wahre Eisfabriken. Mit Beginn der industriellen Kälteerzeugung begann der Verfall der arbeitsintensiven Wirtschaftstätigkeit und Lebensgrundlage vieler Familien.