Wohnmobil Reisebericht Prettau Bergwerk Grubenfahrt

    Museumtipp: Abenteuer Bergbau Südtirol – Bergwerk Prettau

    Erlebnistour mit der Grubenbahn in das Kupferbergwerk von Prettau

    Von Sand in Taufers fahren wir in das Ahrntal, vorbei an der Burg Taufers. Die Straße steigt stetig an, durchquert viele kleine Dörfer und endet in Kasern - ab hier ginge es nur noch zu Fuß weiter.

    Wir parken unser Wohnmobil einen Kilometer vor dem Straßenende am  Landesmuseum Südtirol Bergbau in Prettau – ein Kupferbergwerk, das Besuchern etwas besonderes bietet: Eine Fahrt mit der Grubenbahn einen Kilometer in den St. Ignaz-Stollen mit einer einstündigen Führung durch die Bergwerkstollen.

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    stollen plan bergbau prettauUm 10 Uhr ist die kleine Grubenbahn schon ausgebucht – wir wählen die Tour um 13.20. Pünktlich finden wir uns ein, um mit gelben Jacken und Helmen ausgestattet zu werden. Und schon setzen wir uns in die kleine Bahn und ruckeln etwa 10 Minuten durch einen kleinen Tunnel: Vorsicht, nicht aufstehen oder die Hand aus dem kleinen Waggon ausstrecken – das würde gefährlich! Eine nette Dame fährt den kleinen Zug und wandert mit uns durch das Bergwerk und erzählt uns die Geschichte des Bergwerkes und ihrer Knappen informativ und anschaulich. Mitten im Berg ist die Haltestation und wir steigen aus, denn nun es geht unter der Erde zu Fuß weiter. Was heißt, unter der Erde? Der Eingang des Stollens liegt auf 1550 m – die Bergspitze ragt bis 2080 m über dem Meeresspiegel – also satte 500 m Gestein über uns – das ist schon ein bisschen unheimlich.

    Auf einer Schautafel wird der Aufbau des Bergwerkes erklärt. Die Erzader liegt senkrecht im Berg (braun dargestellt). Die einzelnen Stollen variieren in der Meereshöhe - ganz oben fangen sie mit 90 m an. Wenn das Erz dort abgebaut war, musste ein neuer Stollen her, der am Berghang tiefer und daher zwangsläufig eine längere Strecke in das  Gestein gehauen werden musste. So wurde schon immer frühzeitig mit dem Bau eines neuen Stollens begonnen. Der Sankt Ignaz Stollen mit gut 1000 m hatte eine Bauzeit von 43 Jahren, der darüber liegende von über 25 Jahren - kaum vorstellbare Zeiträume, die schon im voraus geplant wurden. Der Sankt Ignaz-Stollen, durch den wir eingefahren sind, ist der längste und jüngste Stollen des Grubengebäudes. Er wurde Anfang 1800 mit Schwarzpulver herausgeschossen und diente als Entwässerungs-, Belüftungs- und Förderstollen. Von hier aus wurde das abgebaute Material an das Tageslicht gebracht. Alle Schächte und Stollen des Bergwerkes sind zusammen etwa 30 km lang.

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    Unsere nächste Station ist eine Seilwinde, mit der um 1968 das Erz aus einem senkrechten Schacht gehoben und ein kleiner Film informiert über die Mühsal des Erzabbaues. Gefunden sei sie durch einen Zufall: ein Bauer habe seine Kuh über die Berge nach Hause getrieben, sie sei an einer Stelle stehen geblieben, habe ein bisschen mit den Hufen gescharrt und da glitzerte der Erdboden – da muss ja etwas wertvolles versteckt sein. Das war der Anfang des Erzabbaues: 1426 wird das Prettauer Kupfer erstmals geschichtlich erwähnt. Der Abbau erfolgte über Schächte, die er Erzader folgten.

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    Bald jedoch konnten die tiefer liegenden Teile der Lagerstätte nur von der Bergflanke aus erreicht werden, so wurden Stollen händisch mit Schlägel und Eisen geschaffen. Das Eisen – eine Art Meissel – wurde auf dem Gestein aufgesetzt, die andere Hand führte den hammerartigen Schlägel. Später kam dann das Schwarzpulver zum Einsatz. Das Erz war aber nicht in reiner Form vorhanden, sondern musste mühselig per Hand von Frauen und Kindern aussortiert werden, denn beim Abbau wurde viel taubes Gestein abgeschlagen.

    Erst im Jahr 1576 wurde das erste wasserbetriebene Pochwerk erschaffen – ein Modell haben wir oben auf dem Berg entdeckt.

    Das gewonnene Kupfer, das erst in Schmelzstätten im Tal gewonnen wurde, fand vor allem Verwendung bei der Herstellung von Draht und zur Erzeugung von Messing.

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    Ab 1957 wurde für etwa 15 Jahre das Erz mit schwerem Gerät abgebaut: Presslufthammer, Überkopflader und Grubenbahn, bis sich der Betrieb nicht mehr lohnte und seine Tore endgültig schloss. Heute ist das Kupferbergwerk ein Standort des „Südtiroler Landesmuseum Bergbau“.

    Durch die kleinen Gänge wandern wir zu weiteren Schachteingängen, die über oder senkrecht unter uns weiter in das Gestein führen und sich dann auch weiter verzweigen. In kleinen Tunneln sind Figuren „bei der Arbeit“, im Staub und Dreck, im Lärm der Hammerschläge, liegend auf dem Bauch oder geduckt, mit kleinen Grubenlämpchen auf dem Kopf – unvorstellbar ist für uns das Leben der Knappen (so werden die Bergarbeiter hier bezeichnet). Im 16. Jahrhundert wurde die Arbeit der Knappen gut bezahlt: ein Bauernknecht musste damals ein ganzes Jahr arbeiten, um auf den Monatslohn eines Knappen zu kommen.

    An einigen Stellen können wir noch die schimmernde Erzader erkennen, bestehend aus „Kupferkies“ (Kupfer, Eisen und Schwefel). Man schätzt, dass das Erzvorkommen etwa 200 000 t betrug, 150 000 t wurden innerhalb der letzten 600 Jahre abgebaut.

    Unser Rundgang durch die Stollen mit der Waggonfahrt dauerte etwa 75 Minuten – eine interessante Führung mit Erzählungen und Erklärungen – gut gemacht! Zudem gibt es einen Audio-Guide online, in der die Führung zuhause noch einmal nachgehört werden kann.

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    pochwerk